Donnerstag, 20. Oktober 2011
Alle zwei Jährchen: TÜV. Die letzten zwei Mal ging's durch. Einziger Mangel schon seit Jahren: Kennzeichenbeleuchtung geht nicht. Ich schraub also endlich mal hinten alles ab, und klemm wirklich zwei nagelneue Birnchen in das Ding rein. Passt.

Am Freitag führe ich also frohen Mutes mein klaglos fahrendes 14 Jahre altes Opelmobil dem netten Herrn Ingenieur vor. Mist. Diesmal hat der überaus gründliche Tüffer tatsächlich gewisse plakettenverhindernde Unstimmigkeiten gefunden. Zeigt's mir, sticht nochmal demonstrativ mit dem richterlichen Schraubendreher ein Loch in meinen Federteller hinten links und nennt mir die Lage. Radlager, Auspuff, Federbein, Eisbein, Scheißbein ... Pfffff! Was soll's? Ab in die Werkstatt.

Dienstag morgen brachte ich also mein Opelmobil in die ortsansässige Werkstatt meines Vertrauens.

Mittags ein Anruf:
ich: "Ja, bitte?"
W: "Ja, hallo. Also, wir haben ihren Wagen dann mal angeschaut. Da wären, das Radlager hinten rechts. Kostet 250, äh Moment, 330, ach nee 280, aber plus Steuer. Dann das Federbein hinten links. Sind nochmal, Moment, äh, 100, nee 150."
ich: "Na ja, sind dann 430 plus Steuer, also runde 550. Geht ja noch."
W: "Na ja, da wäre dann der Auspuff. Der pfeift. Ich mach Ihnen da eine Muffe dran, ok?"
ich: "Eine Muffe?"
W: "Na ja, der pfeift vorne vorm Kat raus. So kriegen wir keine AU. Das machen wir zu und eine Muffe dran. Wenn der Kat hin ist, heißt das aber auch ein neues Hosenrohr."
ich: "Ein neues Hosenrohr?"
W: "Ja."
ich: "Na dann, eh wurscht. Was macht's?"
W: "Äh, na ja, äh, grob, ein Hunderter."
ich: "Sind wir also bei 650."
W: "Ja. So etwa 700."
ich "Hä?"
W: "Äh, na ja, mit Kleinkram."
ich: "Na gut. Also 700. Dann machen Sie das."
W: "Gut, dann machen wir das. Tschüss."
ich: "Ok, tschüss."

Ok, 700 Brotkrumen. War schon schlimmer ...

Gestern ein Anruf:
ich: "Ja, bitte?"
W: "Hier B. Äh, da wär noch was. Der Stoßdämpfer hinten links. Ist uns beim Hochbocken entgegengekommen."
ich: "Ach. Und was nun?"
W: "Muß mer austauschen."
ich: "Aha. Wieviel?"
W: "Äh, ja. Hm. Na ja, etwa ein Hunderter."
ich: "Mit Arbeitszeit?"
W: "Ja."
ich: "Na in Gott's Namen. Machen sie's."

Pffff. 800.

Heute, knapp halb 5 nachmittags war's dann soweit. Ich durfte mein geschätztes Opelmobil wieder in Empfang nehmen. Was kostet's? 850. Teurer, wie immer. Aber Hauptsache, der Tüffer war zufrieden und es fährt wieder zwei Jahre. Zumindest solange, bis einer von denen mir einen Schrotthaufen attestiert.




Samstag, 8. Oktober 2011
Der Große und die Mausi sitzen in Mausis Zimmer und schauen eine DVD. Ich luge rein und sage nur: "Irgendwie kommt's mir vor, ihr schaut nur ständig in diese viereckigen Kästen. Fenseher, Computer, Nintendo, Handy. " Die Mausi nur trocken: "Warum nicht? Machst du doch auch. Willste mitgucken?" Shit, sie hat recht. Ist nicht immer einfach, ein Vorbild zu sein. Hätte ich nur was Gescheites gelernt ...




Freitag, 7. Oktober 2011
Wir sind beim Abendessen. Der Racker hat eine Laugenstange mit Butter vor sich liegen. Aber statt zu essen, wie ihm geheißen, klettert er lieber auf seinem Stuhl herum.
ich: "Racker, setz dich hin zum Essen."
der Racker: "Ich möchte einen Keks."
ich: "Ess erst deine Laugenstange. Dann gibt es einen Keks als Nachtisch."
der Racker: "Also gut."
Er setzt sich wieder hin, beißt einmal ab und mampft. Er beißt nochmal ab, und mampft wieder. Dann steht er auf und spielt wieder Klettergerüst mit seinem Stuhl.
ich: "Ist sie dir zu groß? Ich nehme dir eine Hälfte ab."
der Racker: "Ja. Ich gebe der Mama einen Keks, dem Papa einen Keks, dem Großen einen Keks, der Mausi einen Keks, der Kleinen einen Keks und mir."
ich: "Ja, tu das. Aber jetzt isst du erst deine Laugenstange auf."
Er setzt sich wieder hin, beißt einmal ab und mampft. Er beißt nochmal ab, und mampft wieder. Dann steht er auf und setzt sich auf den Zimmerteppich.
der Racker: "Ich will jetzt einen Keks."
ich: "Das hatten wir doch schon. Setz dich wieder hin und ess deine Hälfte auf. Dann gibts einen Keks."
Der Racker schmeißt sich hin, fängt an zu weinen und jammert: "Dann suche ich mir eben ein anderes Zuhause!"
Bauf. Das hat gesessen. Die Mama und ich schauen uns fragend an und können uns gerade noch das Lachen verkneifen.
ich frage nur: "Wo hat er denn das her?"
die Mama: "Na das sagt der Hase auf seiner Mondbär-CD."
ich: "Unser Racker hört ja Sachen."




Samstag, 1. Oktober 2011
der Große: "Hey, ich brauche eine neue Batterie für meine Wanduhr. Haben wir irgendwo noch welche?"
ich: "Na, du weißt doch, wo die sind."
der Große: "Ja schon, nur die sind alle leer."
ich: "Echt?! Ich messe die mal durch."
Ich hole mein Meßgerät und setze die erste an. Leer.
Die zweite: leer. Die dritte: leer. So ging's bis zur letzten, die in der Batteriekiste lag.
ich: "Ok, ich schau mal in der Altbatterietüte. Vielleicht gibt ja eine noch genug Saft her."
meine Frau: "Das verstehe ich nicht. Ich habe erst letzte Woche einen Stapel Batterien bei Aldi mitgenommen. Wo sind die denn alle hin?"
Ich hole die Altbatterietüte aus dem Keller und fange an zu messen. Die erste: Voll. Die zweite: Voll. die Dritte: Voll.
ich: "Tsss, schaut ganz so aus, als hätte da jemand was verwechselt."
der Racker: "Ich hab das gemacht."
ich: "Warum denn das? Die sind doch alle neu."
der Racker: "Da sind doch alle gelben Batterien drin. Und die grünen. Und die roten."
ich: "Gelbe Batterien? Die sind doch aber blau ..."
der Racker: "Nein! Das sind die gelben Batterien."
Er hält mir eine vor die Nase. Mir dämmert's endlich. Die Aldi-Dinger. Ich schau sie mir mal genauer an, und siehe da: die AAs haben alle einen gelben Ring hinten. Also leere ich die Tüte aus und messe sie alle durch. Was finde ich: einen ganzen Batterieladen. 27 gelbe AA's, 16 grüne AAA's, 12 rote C's und zwei blaue 9V-Blöcke. Alle voll.
der Racker schaut in die Altbatterietüte: "Ey, die haben ja gar keine Farbe. Die gehören da aber nicht rein. Die kommen in die Batteriekiste."
ich: "Ach, so ist das. Alles klar."
Tja, der Racker hat sich wohl seine eigene Ordnung hergestellt. Leider ausgerechnet anders herum, alle wir das vorgesehen haben. Auf jeden Fall hat der Große jetzt genug Auswahl für seine Uhr.




Sonntag, 25. September 2011
Des Menschen Wille ist sein Himmelreich. Des Kindes Wille ist eine Wundertüte. Sonntag Abend: Dusche mit dem Racker ist angesagt. Wohlwissend, daß das meistens zu gewissem Widerstand führt, frage ich pädagogisch ganz falsch, "Hey, wann gehen wir zwei in die Dusche?" Er tönt nur: "JETZT!" und rennt wie vom Hafer gestochen die Treppe hoch. Ich kann gerade noch ein "Äh, was ist ..." stammeln, da ist er schon oben. Auf dem Weg ins Bad hat er sich der unnützen Stofffetzen entledigt und grinst mich nackig an. Glaubt man's. Ich schnappe mir schnell die Handtücher aus dem Schrank, ehe er sich's anders überlegt. Tut er aber nicht. Manchmal bekommt man eben genau das, was man fragt.




Freitag, 23. September 2011
Heute morgen. Eine Abwechslung von Mampfen, Schlürfen und gewisser Nebentätigkeit. Ich muß noch mein Hemd bügeln. Das Bügelbrett steht da, Bügeleisen aufgeheizt. Ein Bissen Brot, ein Schluck Kaffee, dann ein wenig Bügeln. Wieder ein Schluck Kaffee. Hopp, hopp, der Racker muß in den Kindergarten. Ich ziehe mein Hemd an. Wieder ein Schluck Kaffee. Meine Frau kommt mit der Kleinen im Arm dazu. Wir reden kurz. Ich höre den Racker sagen: "Ich muss noch meine Hose bügeln." Sekunden später. Ein Schrei. Der Racker hält sich die Hand und fängt an, einen Wasserfall zu heulen. Meine Frau drückt mir die Kleine in die Arme, schaut kurz und zieht den Racker ins Bad. Ich höre ihn nur noch wimmern: "Ich wollte doch nur meine Hose bügeln." Jetzt schlürfe ich etwas ruhiger meinen Kaffee fertig. Na dann, heute kein Kindergarten.

Heute Abend komme ich von der Arbeit, da begrüßt mich der Racker mit den Worten "Schau mal Papa, meine Blase" und zeigt mir stolz seine Hand. Unwissend, daß er vorher auch schon eine hatte. Nun hat er halt zwei.




Dienstag, 20. September 2011
Der Alltag raubt uns die Zeit. Ich lege deshalb großen Wert darauf, den Abend auf meine Familie zu verteilen. Zwei Söhne, zwei Töchter. Zwei Große, zwei Kleine. Oft führt das in ein gewisses Chaos, bei dem ich mir eine Klonmaschine wünsche. Warum kann man mich nicht einfach zu vier Papas zellteilen?

Doch gestern war das irgendwie anders. Kurz vor halb 8 war ich endlich zuhause. Wieder viel zu spät. Mein großer Sohn zieht sich rasch in sein Zimmer zurück und hört Musik. Ein flüchtiges "Gut nacht", und weg ist er. Schade. Meine große Tochter übernachtet bei einer Freundin. Schade. Mein kleiner Sohn ist schon auf der Couch eingepennt, läßt sich von mir eben noch ins Bad schleppen, ein wenig die Zähne schrubben und dann trage ich ihn ins Bett. Schade. Die Kleine spielt in meinem Schoß. Dann geht auch sie dahin, mit der Mama ins Bad. Schade.

Wie schnell man sich an Chaos gewöhnen kann. Es ist zu ruhig. Ich esse etwas und mache den Fernseher an. Nach ein paar Minuten rumgezappe kommt meine Frau wieder zurück und wir schauen "ihren Mentalist". Ein vertrauter Klang von "wääh, wäääh" scheppert aus dem Babyfon. Meine Frau neigt den Kopf, und murmelt etwas von "Kannst du vielleicht? Klar!". Ich spiele ein wenig mit dem Nucki herum. Sie nimmt ihn an und nach ein paar Minuten schläft sie wieder. Unten angekommen, "Mentalist" ist vorbei. Erneutes rumgezappe. Das Babyfon scheppert wieder "wääh, wääh". Meine Frau sagt: "Gehst du? Dann gehe ich schnell ins Bad." Ich gehe nach oben, spiele wieder mit dem Nucki herum, solange bis sie einschläft.

Ich bleibe gleich sitzen. Sie schmatzt, schläft unruhig. Ist es das Nachtlicht? Ich dimme es ein wenig runter. Ein ruhigeres Schnaufen stellt sich ein. Spürt sie, daß ich da bin? Das Nachtlicht legt einen sanften Lichtschleier auf ihr Gesicht. Sie schmatzt wieder und ich beobachte sie im Schlaf. Sie sieht aus wie ein Engel. Meine Frau kommt hoch. Gute-Nacht-Kuss und tschüss. Ich schaue nochmal zum kleinen Racker rüber. Er knödelt sich in seine Lieblingsecke und ist abgedeckt. Ich decke ihn wieder zu und beobachte ihn auch. Noch ein Engel. Ich gehe wieder runter. Der Große hat kein Licht mehr an. Ich klopfe, warte, mache die Tür auf. Er ratzt schon. Ich beobachte wieder kurz und mache die Tür wieder zu. Noch ein Engel. Und die große Mausi? Ob sie wohl auch schon schläft? Bestimmt nicht. Aber die war schon immer ein Engel. Zu ruhig? Nein, dieses mal war es ruhig genug.