Mittwoch, 15. Februar 2012
Mein letzter Beitrag veranlasste Frau sturmfrau (an dieser Stelle nochmal ein herzliches Danke dafür :-) ein paar Worte fallen zu lassen, die es meiner Meinung nach Wert sind, in einem gesonderten Beitrag zu erscheinen. Sie drücken nämlich das aus, was mir ebenfalls sehr am Herzen liegt. Sie schrieb:
Ich würde es aber begrüßen, wenn wir wieder selbstverständlicher mit Kindern umgehen würden. Das bedeutet aber auch, dass man sich mal überlegen müsste, wie man die Kinder wieder Kinder sein lassen kann, anstatt sie wie rohe Eier zu behandeln oder sie in den Mittelpunkt eines albernen Affentanzes mit Early English, Matschhosen und Fruchtzwergen zu stellen. Ich frage mich ernsthaft, wie Generationen von Kindern ohne all diesen Firlefanz groß werden und sich zum Teil auch noch zu authentischen, integren Menschen entwickeln konnten. Aber heutzutage darf ja ein Kind nicht mal mehr einfach nur spielen, sondern wird stundenplanmäßig von Verein zu Verein, von Frühüberforderung zu Frühüberforderung gekarrt. Ich bin überaus dankbar, dass ich noch auf Bäume klettern durfte.
Diese Frage, dürfen Kinder noch Kinder sein? stellte ich mir auch oft. Und zwar deswegen.

Bei unserem Großen wurde durch Diagnostik von Fachleuten (Kinderärzte, Sozialpädagogen, usw) ein Prozeß in Gang gesetzt, der mir manchmal die Zornesröte ins Gesicht trieb. Sätze wie kann dies nicht, kann das nicht und der Ruch der Behinderung hat uns beiden Eltern manchmal derart die Wahrnehmung vernebelt, daß wir keine andere Chance sahen, als unseren Sohn in die Mühlen der Frühförderung zu begeben. Es begann mit PEKiP, dann Krankengymnastik, ging dann über in die besondere Frühfördergruppe im KiGa, und gipfelte in einem Ausflug nach München in die Pädiatrische Diagnostik der Uniklinik, in dem wir ihn von einem "anerkannten Spezialisten" begutachten lassen sollten. Nun, ich nahm Urlaub, und wir fuhren hin. Auf 20 Minuten war der Termin veranschlagt. Das erste, was uns auffiel, war sein Stapel an "Kinderakten" auf seinem Schreibtisch und dass er während der "Untersuchung" ständig telefonierte - privat wohlgemerkt. Das empfanden wir bereits als Frechheit, aber als uns der Herr Doktor - ohne unseren Sohn wirklich ernsthaft in Augenschein genommen zu haben - aus dem hohlen Zahn diagnostizierte "Glauben Sie mir, ich habe schon 10000 Kinder gesehen. Ihr Sohn wird nie eigenständig leben können.", da war das ein Schock für uns. Was fängt man als junge Eltern mit so etwas an? Man bleibt geschockt und läßt sich und sein Kind weitermühlen.

Heute nach 10 Jahren ist unser Sohn der netteste Kerl, den man sich vorstellen kann, auf dem Weg zum Realschulabschluß der beste in Mathe in seiner Klasse und spielt besser Basketball als ich es je könnte. So what?

Ich will damit nicht sagen, dass das alles zum Schaden unserer Kinder war, aber meine Erfahrung ist, dass junge Eltern diesbezüglich oft überfordert werden und überfordert sind, so wie wir damals. Und das liegt nicht zuletzt an der immer mehr um sich greifenden Krake der Leistungsbewertung. Kinder werden ständig begutachtet, bewertet, beurteilt, gefördert und befördert, entlassen und allein gelassen, versetzt, umgesetzt, abgesetzt, ausser Gefecht gesetzt.

Verdammt noch mal, lasst Kinder einfach Kinder sein.




Samstag, 4. Februar 2012
Warum? Warum teiilt uns der Große am Freitag Abend mit, dass er am Dienstag seine Jacke in der Schule gelassen hat, mitsamt Handy? Warum nicht am Dienstag Abend? Dann hätte man sich gleich am Mittwoch darum kümmern können ... Zuviel Computer? Zuviel Fernsehen? Oder einfach nur Pubertät? Wenn ich das nur wüßte ...




Sonntag, 29. Januar 2012
Müssen Kinder im Haushalt helfen? Da gibt es für mich nur eine Antwort: Ja klar. Somit gehöre ich definitiv zur Pro-Fraktion.

Die Erziehung der Kinder muss alle Bereiche des Zusammenlebens in einer Familie umfassen. Dazu gehört auch, sich um sein dreckiges Geschirr oder Wäsche zu kümmern. Wie weit man das voran treibt, ist natürlich jedem selbst überlassen. Es fängt aber zumindest damit an, dass man dem Kind beibringt, dass ein benutzter Teller sich nicht von alleine spült.

Wichtig ist, dass die Eltern mit gutem Beispiel voran gehen. Ich kann nicht als Papa sagen "Bügeln? Ist Frauensache." und dann erwarten, dass mein Sohn dann strotzt vor Begeisterung, wenn er im Haushalt helfen soll. Zudem bedeutet das ja nicht, dass man seine Kinder zu etwas zwingt, was ihnen nicht gut tut. Bindet man sie frühzeitig in Aufgaben des Haushalts ein (mal Brötchen kaufen gehen; mal helfen, die Spülmaschine einzuräumen; mal nen Lappen in die Hand drücken, um den Tisch abzuwischen usw. usw.), dann wird aus dem anfänglichen Spaß, helfen zu dürfen, irgendwann Normalität. Klar ist das nicht immer eine wirkliche Hilfe, besonders am Anfang. Man sollte also nicht allzu ungeduldig sein. Und irgendwann gibt es sicher auch Streit deswegen. Aber dann gehört es zur Erziehung dazu, den oben genannten Standpunkt noch einmal zu erklären, und auf die Hilfe zu bestehen.

Aber es lohnt sich. Für meine beiden Großen ist es heute keine Frage, im Haushalt mit zu helfen oder sich um die Kleinen zu kümmern.




Dienstag, 24. Januar 2012
Ich kenne das. Meine beiden Großen, die Mausi (12) und der Große (14) reagieren bei manchen Anfragen, als wäre man ihnen schon stundenlang auf die Nerven gegangen. Der ganz normale Wahnsinn der Pubertät, meint zumindest Ralph Dawirs, Professor für Neurobiologie und Leiter der Forschung der Kinder- und Jugendabteilung für Psychische Gesundheit in diesem Artikel.
Erwachsene hören nicht gern, dass nicht die Teenager das Problem sind, sondern deren Eltern, denen es schwerfällt, mit dem rotzfrechen, leicht reizbaren und streitlustigen Nachwuchs umzugehen. Ein Wort zum Trost: Die rotzige Art leben Teenager meist nur zu Hause aus. Fragen Eltern Freunde und Bekannte, erfahren sie meist, dass die Heranwachsenden sich außerhalb der eigenen vier Wände zuckersüß und höflich zeigen.
Das stimmt. Es fällt mir schwer, es zu akzeptieren, wenn ich von meinen Kindern angebrüllt werde. Besonders dann, wenn ich nicht brülle. Da helfen mir die Erklärungen - die, nebenbei gesagt, ja durchaus plausibel klingen - auch nicht. Vielleicht habe ich ja wirklich das im Artikel angeführte Problem des Nicht-Loslassen-Könnens.
Mit dem Eintritt ins Erwachsenenalter orientieren sich Teenager neu und suchen die emotionale Befreiung. Sie stellen ihre Eltern infrage und kritisieren sich auch schon mal lautstark. Doch diese Phase dauert nicht lange. „Mit 16 oder 17 werden die ‚Alten‘ wieder abgestaubt und aus der Mottenkiste geholt“, sagt Dawirs. In diesem Alter will der Nachwuchs wieder Teil des familiären Netzwerkes sein.
Das macht zwar wieder Hoffnung. Aber ich bin doch eher davon überzeugt, dass ein vernünftiger Umgang miteinander auch von einem pubertierenden Kind erwartet werden kann. Man kann zwar den 16ten Geburtstag herbeisehnen, um dann festzustellen, daß sich nichts geändert hat. "Na gut, dann klappt's vielleicht beim 17ten" klingt für mich aber zu sehr nach Resignation, als nach Verständnis.
„Lügen können auch als Kompliment aufgefasst werden“, sagt Dawirs. Erzählt die 13-Jährige ihrer Mutter, dass die S-Bahn ausgefallen sei und sie deshalb zwei Stunden zu spät von der Schule nach Hause kommt, dann tut sie das nicht um die Mutter zu verletzen. [...] „Lügen gehört zur sozialen Kompetenz, die geübt werden muss“, so Dawirs.
Das ist jetzt aber ein Hammer. Natürlich ist es nicht die primäre Absicht, die Eltern anzulügen. Daher klingt es vernünftig, in einer Umsturzphase seines Kindes nochmal eine Schippe Verständnis draufzulegen, und die Großbaustelle im Gehirn zu akzeptieren. Trotzdem finde ich es doch etwas zu weit hergeholt, wenn ich das auch noch als Kompliment auffassen soll.

Aus Elternsicht ist die Pubertät sowas wie Trotzphase 2.0. Und schon in der Trotzphase 1.0 war es keine gute Idee, dass man sich auf der Nase herumtanzen läßt.




Sonntag, 1. Januar 2012
Bei Silvester denkt man an Party, Saufgelage und Böllerei. Unsere Party bleibt familiär, das Saufgelage beschränkt sich auf ein Fläschchen Wein zum Essen und den Mitternachtssekt, und für die Böllerei hab ich den Aldi-Standardsatz Pyrotechnik besorgt. Dass halt e weng spratzelt und Buff macht.

Gemütlich Abendessen. Dann ein wenig spielen und die Kleinen bei Laune halten. Der Racker wird müde, na dann, doch erstmal ins Bett. Er möchte aber unbedingt zu Mitternacht wieder geweckt werden. Die Kleine muss sowieso schlafen. Die beiden Großen ersetzen schnell das Spiel ab 3 durch ein Spiel ab 6.

Kurz vor dem großen Moment versucht die Mama, den Racker wieder wach zu bekommen. Offenbar hat er sich inzwischen an das Gewehrfeuer da draußen gewöhnt. Er pennt wie ein Stein, wird halb wach, will doch lieber weiterschlafen. Tja, dann halt erst nächstes Jahr. Erstaunlich, die Kleine schläft auch.

Mitternacht, den Stuhl erklimmen, runterzählen, vom Stuhl springen, umarmen, weinen, anstoßen, Sekt schlürfen. Dann nach draußen, mit den Großen die Pyrotechnik anzünden, "Papa! Geh doch mal weiter weg!", "Oh, Ah, Uiiih". Bald sieht man nur noch Nebel.

Den Nachbarn ein "Prost Neujahr!" wünschen, Sekt weiterschlürfen, noch ein wenig plaudern, dann wieder rein. Zu nass, zu kalt. Zuende spielen? Ach nein, gute Nacht, bis morgen.

Endlich, ein wenig Zeit für uns. Wir kuscheln uns auf die Couch, machen die Sektflasche leer. Da schreit die Kleine. Ende der Party.




Mittwoch, 14. Dezember 2011
Heute morgen. Ich will gerade zur Arbeit, gehe noch mal in die Küche, trink meinen Kaffee aus und drücke den Lichtschalter. Das Licht geht ... nicht aus. Hä?

Die Liebste: "Ja, ja, der Schalter geht nicht mehr."
Ich: "Ja wie? So einfach so? Pfff. Das mache ich heute Abend. Ich muss jetzt los."

Heute Abend.

Die Liebste: "Äh, du, was machen wir mit dem Küchenlicht. Das brennt jetzt. Sollen wirs brennen lassen?"
Ich: "Ach ja, da war doch noch was."

Also hopp, Schraubenzieher und los gehts. Der klemmt doch bestimmt nur. Ich zwirbel die Abdeckung weg, probier aus. Geht nicht. Na gut, dann halt ganz auseinander. Schraub schraub, drück hier, drück dort. Geht nicht.

Ich: "Shit. Ist wohl der Schalter hin."
Die Liebste: "Haben wir noch so einen?"
Ich: "Ja, der hängt aber im Flur. Müßt ich halt mal tauschen."
Die Liebste: "Hm."
Ich: "Tja, hm. Na ja, eine Idee hab ich noch."

Ich gehe in den Keller, hole den kleinsten Hammer, den ich habe. Schraub schraub, erst mal alles wieder dran. Nur die Abdeckung bleibt weg.

Dezenter Schlag auf die Schalterwippe. Geht nix. Etwas stärkerer Schlag. Geht immer noch nix. Ich hol aus, und lass den Hammer auf die Wippe dozen. GEHT!

Nicht zu fassen. Hätte mir gestern einer gesagt, dass ich heute mit nem Hammer einen Lichtschalter repariere, hätte ich dem nen Vogel gezeigt. Man lernt nie aus.




Dienstag, 15. November 2011
Das Auto am Donnerstag noch schnell durch den TÜV peitschen, um am Wochenende in 750 km Entfernung Geburtstag zu feiern? Geht.

1500 km in zweieinhalb Tagen zu sechst im 7-Sitzer plus Anhänger, mit Busfeeling bei Tempo 100 ganz ohne Krach und mit singenden Kindern? Kein Problem.

Und dann Sonntag nachts um Zwölf nach 11 Stunden unterwegs eben noch schnell die Geschenke für den Racker einpacken, um dann Montag morgens mit ihm Geburtstag zu feiern? Geht auch.

Seit heute weiss ich, dass das alles geht. Aber Busfahrer wär trotzdem kein Job für mich.




Sonntag, 30. Oktober 2011
Jippee. Gestern hab ichs endlich geschafft. Nach Wochen der Abstinenz ist unsere Badewanne endlich wieder benutzbar (war undicht; jetzt nicht mehr ;-)). Bin gleich heute mit dem Racker reingehupft und danach die Gattin mit der Kleinen. Begeisterung pur. War fast wie hier.

Meistens sind es die kleinen Dinge, die den Tag zu einem schönen Tag machen.




Samstag, 29. Oktober 2011
Gestern Abend waren wir zur Hochzeitsfeier eines russischen Freundes eingeladen. Leider ist unser Babysitter verhindert, Oma und Opa sind weit weg. Also sind wir eben komplett angerückt.

Das war unsere erste russische Hochzeit. Die Brautleute waren schon ganz schön im Streß. Viele Ansprachen und Spielchen. Und am Ende jedesmal: Gorko. Küsschen. War eine superschöne Hochzeitsfeier mit einem Riesenspaß. Es gab Unmengen russische Spezialitäten und eine russische Band spielte die Musik dazu. Wir haben viel getanzt und uns prächtig amüsiert.

Leider mußten wir uns dann, wo es gerade am schönsten wurde, vom Brautpaar verabschieden. War uns klar, daß wir nicht bis in die Morgenstunden mitfeiern werden. Aber wir hatten gehofft, die Kleinen in einem Nebenraum ein wenig Schlafen zu legen, wenn sie müde werden. Tja, Planung. Sie haben so ziemlich alles gemacht, nur nicht geschlafen. Der Racker war irgendwann so aufgedreht, daß er nur noch Unsinn im Kopf hatte. Na ja, schweren Herzens haben wir dann halt irgendwann eine kleine Feierpause abgewartet, haben uns herzlich für die traumhafte Feier bedankt und sind nach Hause.

Schade. Wir hätten gerne noch ein wenig mitgefeiert. So eine russische Hochzeit ist schon etwas besonderes.




Freitag, 28. Oktober 2011
Wieder lange gearbeitet. Gerade so am Rand der Legalität. Wie hat ein Kollege mal gesagt: "Arbeit versaut einem das halbe Leben." Na ja, was soll's? Heutzutage muß man ja froh sein, daß man noch eine Arbeit hat, die die Familie ernährt.

Die Kleine schläft schon, als ich nach Hause komme. Wenistens habe ich noch Zeit, den Racker ins Bett zu bringen. Noch ein wenig auf seiner Couch zusammenkuscheln und ein Kapitel aus Ende's "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" vorlesen. Gute-Nacht-Küssla und dann schläft er auch.

Der Große hält mir eine DVD-Hülle hin. "Papa, kannst du mir das noch schnell installieren?" "Na gut. Aber spielen is nix mehr heute." Also an den PC, als Admin einloggen, DVD rein, durchklicken, runterfahren. "Danke. Bis morgen." "Bitteschön. Gute Nacht, Großer. Schlaf gut."

Die Mausi fragt mich, ob ich ihre Sticker auf ihr Handy klebe. "Bei mir wird's ständig schief. Kannst du mir helfen?" "Klar. Zeig her." Setze mich an den Esstisch, vollste Konzentration ... geschafft. Sind einigermaßen gerade. "Gute Nacht, Papa. Ich hab dich lieb." "Ich dich auch, Mausi. Gute Nacht."

Manchmal wünschte ich, der Tag hätte wirklich 24 Stunden und die Nacht dazu. Dann würde ich 12 Stunden blockern, 2 Stunden futtern und 1 Stunde duschen. Dann blieben immer noch 6 Stunden für meine Familie, und 3 Stunden für den ganzen anderen Kram. Und geschlafen wird ... in der Nacht. Moment mal, 12 Stunden arbeiten? Ach nein, doch lieber nur 8.

Man sagt: Zeit ist Geld. Nein. Zeit ist wertvoller als Geld.