Mein letzter Beitrag veranlasste Frau sturmfrau (an dieser Stelle nochmal ein herzliches Danke dafür :-) ein paar Worte fallen zu lassen, die es meiner Meinung nach Wert sind, in einem gesonderten Beitrag zu erscheinen. Sie drücken nämlich das aus, was mir ebenfalls sehr am Herzen liegt. Sie schrieb:
Bei unserem Großen wurde durch Diagnostik von Fachleuten (Kinderärzte, Sozialpädagogen, usw) ein Prozeß in Gang gesetzt, der mir manchmal die Zornesröte ins Gesicht trieb. Sätze wie kann dies nicht, kann das nicht und der Ruch der Behinderung hat uns beiden Eltern manchmal derart die Wahrnehmung vernebelt, daß wir keine andere Chance sahen, als unseren Sohn in die Mühlen der Frühförderung zu begeben. Es begann mit PEKiP, dann Krankengymnastik, ging dann über in die besondere Frühfördergruppe im KiGa, und gipfelte in einem Ausflug nach München in die Pädiatrische Diagnostik der Uniklinik, in dem wir ihn von einem "anerkannten Spezialisten" begutachten lassen sollten. Nun, ich nahm Urlaub, und wir fuhren hin. Auf 20 Minuten war der Termin veranschlagt. Das erste, was uns auffiel, war sein Stapel an "Kinderakten" auf seinem Schreibtisch und dass er während der "Untersuchung" ständig telefonierte - privat wohlgemerkt. Das empfanden wir bereits als Frechheit, aber als uns der Herr Doktor - ohne unseren Sohn wirklich ernsthaft in Augenschein genommen zu haben - aus dem hohlen Zahn diagnostizierte "Glauben Sie mir, ich habe schon 10000 Kinder gesehen. Ihr Sohn wird nie eigenständig leben können.", da war das ein Schock für uns. Was fängt man als junge Eltern mit so etwas an? Man bleibt geschockt und läßt sich und sein Kind weitermühlen.
Heute nach 10 Jahren ist unser Sohn der netteste Kerl, den man sich vorstellen kann, auf dem Weg zum Realschulabschluß der beste in Mathe in seiner Klasse und spielt besser Basketball als ich es je könnte. So what?
Ich will damit nicht sagen, dass das alles zum Schaden unserer Kinder war, aber meine Erfahrung ist, dass junge Eltern diesbezüglich oft überfordert werden und überfordert sind, so wie wir damals. Und das liegt nicht zuletzt an der immer mehr um sich greifenden Krake der Leistungsbewertung. Kinder werden ständig begutachtet, bewertet, beurteilt, gefördert und befördert, entlassen und allein gelassen, versetzt, umgesetzt, abgesetzt, ausser Gefecht gesetzt.
Verdammt noch mal, lasst Kinder einfach Kinder sein.
Ich würde es aber begrüßen, wenn wir wieder selbstverständlicher mit Kindern umgehen würden. Das bedeutet aber auch, dass man sich mal überlegen müsste, wie man die Kinder wieder Kinder sein lassen kann, anstatt sie wie rohe Eier zu behandeln oder sie in den Mittelpunkt eines albernen Affentanzes mit Early English, Matschhosen und Fruchtzwergen zu stellen. Ich frage mich ernsthaft, wie Generationen von Kindern ohne all diesen Firlefanz groß werden und sich zum Teil auch noch zu authentischen, integren Menschen entwickeln konnten. Aber heutzutage darf ja ein Kind nicht mal mehr einfach nur spielen, sondern wird stundenplanmäßig von Verein zu Verein, von Frühüberforderung zu Frühüberforderung gekarrt. Ich bin überaus dankbar, dass ich noch auf Bäume klettern durfte.Diese Frage, dürfen Kinder noch Kinder sein? stellte ich mir auch oft. Und zwar deswegen.
Bei unserem Großen wurde durch Diagnostik von Fachleuten (Kinderärzte, Sozialpädagogen, usw) ein Prozeß in Gang gesetzt, der mir manchmal die Zornesröte ins Gesicht trieb. Sätze wie kann dies nicht, kann das nicht und der Ruch der Behinderung hat uns beiden Eltern manchmal derart die Wahrnehmung vernebelt, daß wir keine andere Chance sahen, als unseren Sohn in die Mühlen der Frühförderung zu begeben. Es begann mit PEKiP, dann Krankengymnastik, ging dann über in die besondere Frühfördergruppe im KiGa, und gipfelte in einem Ausflug nach München in die Pädiatrische Diagnostik der Uniklinik, in dem wir ihn von einem "anerkannten Spezialisten" begutachten lassen sollten. Nun, ich nahm Urlaub, und wir fuhren hin. Auf 20 Minuten war der Termin veranschlagt. Das erste, was uns auffiel, war sein Stapel an "Kinderakten" auf seinem Schreibtisch und dass er während der "Untersuchung" ständig telefonierte - privat wohlgemerkt. Das empfanden wir bereits als Frechheit, aber als uns der Herr Doktor - ohne unseren Sohn wirklich ernsthaft in Augenschein genommen zu haben - aus dem hohlen Zahn diagnostizierte "Glauben Sie mir, ich habe schon 10000 Kinder gesehen. Ihr Sohn wird nie eigenständig leben können.", da war das ein Schock für uns. Was fängt man als junge Eltern mit so etwas an? Man bleibt geschockt und läßt sich und sein Kind weitermühlen.
Heute nach 10 Jahren ist unser Sohn der netteste Kerl, den man sich vorstellen kann, auf dem Weg zum Realschulabschluß der beste in Mathe in seiner Klasse und spielt besser Basketball als ich es je könnte. So what?
Ich will damit nicht sagen, dass das alles zum Schaden unserer Kinder war, aber meine Erfahrung ist, dass junge Eltern diesbezüglich oft überfordert werden und überfordert sind, so wie wir damals. Und das liegt nicht zuletzt an der immer mehr um sich greifenden Krake der Leistungsbewertung. Kinder werden ständig begutachtet, bewertet, beurteilt, gefördert und befördert, entlassen und allein gelassen, versetzt, umgesetzt, abgesetzt, ausser Gefecht gesetzt.
Verdammt noch mal, lasst Kinder einfach Kinder sein.
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