Heute habe ich die Reportage über die russische Billigdroge namens "Krokodil" bei Planetopia gesehen. Russische Junkies mixen sich selber einen Desomorphin-Cocktail und spritzen sich das dann wie Heroin in die Venen. Aus Zutaten, die für sich genommen schon eine Kriegserklärung an den Körper sind, wie Farbverdünner, Feuerzeugbenzin, Phosphorsäure. Mit unfassbaren Folgen. Es ist schon schwer zu verstehen, was Menschen bereit sind sich anzutun, wenn sie drogenabhängig sind. Aber das toppt alles bisherige.

Nun hat es auch Junkies in Deutschland erwischt. Wir sind vollkommen geplättet von den Bildern. Meine Frau sagt nur: "Oh Gott, lass so etwas an unseren Kindern vorübergehen." Kann man sie davor schützen? Ich weiß es nicht. Ich kann nur beten, daß wir ihnen genug über Drogen beigebracht haben.

Auf Focus-Online steht auch ein Artikel dazu.

sid, Mittwoch, 19. Oktober 2011, 15:01
Für mich ist es generell schwer zu verstehen, warum sich Menschen das antun.
Bei (russischen) Straßenkindern kann ich bisweilen noch die Flucht aus der Tristesse nachvollziehen, aber bei andren?

Ich wäre nie auf die Idee gekommen, mir aus Langweile was reinzuziehen oder da dem Gruppenzwang nachzugeben. Allerdings war ich mir auch immer im Klaren, daß dieses Klumpert nicht gratis und sehr kostspielig ist und hab ich mein Geld lieber für was andres gespart.

Als Elternteil kann man nur darauf hoffen, verantwortungsvolle Menschen großgezogen zu haben, die rechtzeitig das Hirn einschalten.


Bin grad bisserl desillusioniert, weil ich gestern wieder realityDoku über "Party"-Jugendliche gesehen hab und schon Kopfschmerzen vom Kopfschütteln hab. Keinen Respekt und keine Würde (vor allem nicht vor sich selbst) - irgendwie traurig, was man da sieht. Bin froh, daß mein Umfeld damals anders war bzw. ich mir anders ausgesucht hab.

tomkin, Mittwoch, 19. Oktober 2011, 21:14
Ich denke, schon die Tatsache, daß man sich um seine Kinder kümmert, ist der erste Weg, sie davor zu schützen. Klar, das Umfeld haben wir nicht immer im Blick, vor allem bei Parties. Aber ich kann nur hoffen, daß meine Kinder selbstbewußt genug sind, für sich selber zu entscheiden, wenn es bei einer Party mal rund geht. Dabei kann ich damit leben, wenn sie sich mal einen Rausch antrinken, oder an einer Zippe ziehen. Das können sie auch wieder sein lassen. Aber solche Drogen, das ist ziemlich endgültig.

sturmfrau, Mittwoch, 19. Oktober 2011, 15:08
Ich habe auch davon gehört (und leider auch gesehen)...

Der beste Schutz, den Sie Ihren Kindern vor Drogen mitgeben können ist, sie als Persönlichkeiten zu achten und ihnen genügend Halt und Vertrauen in das Leben und ihre Mitmenschen zu vermitteln. Sucht, wie auch immer sie geartet ist, hat meines Erachtens nur sehr wenig mit Langeweile und Gruppendruck zu tun, sondern sehr viel mit Nicht-fühlen-Wollen, mit Weglaufen und Betäubung.

Da ist es völlig gleichgültig, was schließlich das Suchtmittel ist, die Zigarette, der Alkohol, das Spiel am Automaten oder Crystal Meth.

tomkin, Mittwoch, 19. Oktober 2011, 21:20
Das denke ich auch. Genau diese Strategie verfolgen wir. Nur wer weiß schon, was auf einer Party alles passiert. Wie ich schon sid geschrieben habe, ich hoffe, daß wir (meine Frau und ich) unseren Kindern dafür genügend Selbstvertrauen beigebracht haben. Dann sollen sie selber entscheiden, ob sie das oder jenes wollen, oder eben nicht. Ich befürchte, mehr kann man als Eltern ohnehin nicht tun. Bis jetzt hat's noch hingehauen.

einemaria, Donnerstag, 20. Oktober 2011, 17:22
ich bin da ein wenig vom Fach und kann das Sturmfräulein nur unterstützen. Sinnvoll ist es nicht, zu vermeiden, daß ihre Kinder in Kontakt kommen. Das würden sie früher oder später so oder so. Spätestens mit Zigaretten und Alkohol - und das reicht schon zum Dahinsiechen. Aber wer genügend Halt und Geborgenheit findet, wird sich seltenst dafür entscheiden. Keine Angst - die ist ein schlechter Berater. Und unsere Medien sind der schlechteste Berater von allen. Dont believe the Glotze. Werfen Sie die Flimmerkiste auf den Müll. Das wäre schon mal ein gewaltiger Schritt für eine verantwortungsvolle Erziehung ;)

einemaria, Donnerstag, 20. Oktober 2011, 17:27
PS: wir unterliegen dem Trugschluß, daß das Denken und die Gefühle anderer (zumindest aus unserem Kulturkreis) unseren weitgehend ähnlich sind. Aber da gibt es dunkle Löcher, die wir schwer nachempfinden können. Eine Depression ist nicht einfach schlecht drauf sein. Und das Gefühl sich nicht zu spüren, kann außerordentlich bedrohlich sein. So sollten wir nicht dem Gedanken verfallen, daß sich die deutschen Junkies aufgrund von ein wenig Langeweile oder Unwohlsein den Sondermüll in die Vene pumpen.

tomkin, Donnerstag, 20. Oktober 2011, 21:58
Das stimmt allerdings :-). Danke für den Zuspruch. Nun, Angst wäre sicher zu weit gegriffen. Wir haben das gesehen und machen uns Gedanken dazu. Ich denke, es besteht wenig Gefahr, daß wir uns vom Fernseher beraten lassen. Nur, wenn man diese Bilder der Körperschäden aufgrund der Einnahme von Krok sieht, dann beginnt man unweigerlich, darüber nachzudenken, wie die eigenen Kinder mit dem Thema Drogen umgehen. Kontakt vermeiden? Keine Chance. Das sehe ich genauso. Also bleibt nur die Möglichkeit, sie darauf vorzubereiten und ihnen zu vertrauen.

einemaria, Sonntag, 30. Oktober 2011, 12:49
So ist es. In der Drogenhilfe geht es um Geld - man möchte es nicht glauben. Und je größer die Angst, desto mehr Geld fließt. Früher ging es noch um Entkriminalisierung, heute verdienen wir unser Geld mit den Kiffern. Da gräbt man sich nicht selbst das Wasser ab. siehe Artikel Die Sauberer
Ich gehe so weit zu sagen: Die Drogenhilfe nährt das Drogenproblem! Und ich hoffe auf Widerspruch.

tomkin, Sonntag, 30. Oktober 2011, 16:00
Klingt realistisch, und da kann ich leider nicht widersprechen. Ein Dilemma unserer Gesellschaft. Die Virenscanner leben von der Malware, die Gesundheitsbranche von den Patienten, die Polizei vom Verbrechen und ... die Drogenhilfe von den Kiffern. Wäre ja schön, wenn alles Übel in der Gesellschaft wegfiele, nur das geht nur, wenn das Grundübel Geld beseitigt ist. Utopisch. Ehe das passiert gibt's uns nicht mehr.