Dienstag, 18. Oktober 2011
Heute habe ich die Reportage über die russische Billigdroge namens "Krokodil" bei Planetopia gesehen. Russische Junkies mixen sich selber einen Desomorphin-Cocktail und spritzen sich das dann wie Heroin in die Venen. Aus Zutaten, die für sich genommen schon eine Kriegserklärung an den Körper sind, wie Farbverdünner, Feuerzeugbenzin, Phosphorsäure. Mit unfassbaren Folgen. Es ist schon schwer zu verstehen, was Menschen bereit sind sich anzutun, wenn sie drogenabhängig sind. Aber das toppt alles bisherige.

Nun hat es auch Junkies in Deutschland erwischt. Wir sind vollkommen geplättet von den Bildern. Meine Frau sagt nur: "Oh Gott, lass so etwas an unseren Kindern vorübergehen." Kann man sie davor schützen? Ich weiß es nicht. Ich kann nur beten, daß wir ihnen genug über Drogen beigebracht haben.

Auf Focus-Online steht auch ein Artikel dazu.




Samstag, 8. Oktober 2011
Schon wieder. Der Fränkische Tag titelt in der heutigen Wochenendausgabe auf Seite 8:
Eine unbegreifliche Tat

14 Jahre Haft für den Mann, der das vier Monate alte Baby seiner Freundin vergewaltigt und getötet hat. Ein klares Urteil, und dennoch bleiben danach alle Beteiligten rat- und hilflos zurück.
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Maik W. hatte im vergangenen Februar die erst vier Monate alte Amy vergewaltigt, geschlagen, geschüttelt und erst den Notarzt gerufen, als es zu spät war. Die Mißhandlungen hätten sich über eine halbe Stunde erstreckt, sagt die Richterin. Das kleine Mädchen habe erhebliche Schmerzen erlitten. "Dieses kleine Würmchen hatte überhaupt keine Chance, sich irgendwie zur Wehr zu setzen." Das sei "unbegreiflich".
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Der Angeklagte erscheint ratlos, wie er mit der Schuld umgehen soll. Das psychiatrische Gutachten hatte ihm eine narzistische Neigung, eine deutliche Selbstverliebtheit und Selbstüberschätzung attestiert. Ihm fehle die Fähigkeit, Mitgefühl für andere zu entwickeln.
(FT/dpa)
Alle sind ratlos. Die Richterin ist ratlos. Die trauernde Mutter der kleinen Amy ist ratlos. Der Angeklagte ist ratlos. Ich bin ratlos. Sind 14 Jahre Wegsperren in ein Gefängnis genug? Was ist eine gerechte Strafe für so etwas? Sollte man noch eine Zwangskastration oben drauf setzen? Wäre das gerecht? Was wiegt mehr, das Recht so etwas hart zu bestrafen oder das Menschenrecht des Täters? Diese Fragen und die daraus entstehende Ratlosigkeit sind sprichwörtlich für die Situation in unserem Rechtsstaat. Ich frage mich, was sind die Ursachen für ein derartiges Verbrechen an einem wehrlosen Würmchen? Ich habe keine Antwort. Vielleicht Perspektivlosigkeit? Vielleicht die Ich-bezogene Gesellschaft? Oder der zunehmende Werteverfall? Das alles könnte eine Rolle spielen. Aber: all das ist keine Entschuldigung für solch eine Tat.

Mein Verstand sagt, man sollte das nicht so nah an sich heran lassen. Nur ich sehe meine 7-monatige Kleine, wie sie mich anlächelt, und muß sofort an Amy denken. Glück ist nicht selbstverständlich.




Montag, 26. September 2011
Heute morgen auf dem Weg zur Arbeit. Ich höre Radio, wie immer. Es kommen Nachrichten. Ein Bericht über einen 20-jährigen Vater, der angeklagt wird, seine 6 Monate alte Tochter Lena schwer mißhandelt zu haben. Er fühlte sich gestört beim Computerspielen. Ich tue etwas, was ich nur sehr selten tue. Ich schalte den Radio aus. Ich kann es nicht mehr hören. Meine Kleine ist 7 Monate alt. Ich denke an sie, und an Lena. Welt, wo gehst du hin.

Genaueres dazu hier.




Sonntag, 18. September 2011
Ich tümmele mich schon eine gewisse Zeit bei Focus-Fragen herum. Die meisten Fragen sind mit ein wenig Bemühung gut zu beantworten. Nur diese Frage, von einem 43-Jährigen Vater einer Tochter namens Jochen68 gestellt, ging definitiv über den Horizont des Normalen hinaus. Ich war erst mal geschockt. Kann ich etwas sinnvolles dazu sagen? Nach einer Zeit der Überlegung habe mich dann entschlossen, eine Antwort zu formulieren. Ich dachte zunächst daran, daß Jochen68 todkrank sei, und nicht weiß, wie er es seiner Tochter beibringen soll. Aber im Lauf des Kommentaraustauschs stellte sich heraus, daß etwas anderes dahinter steckt: er denkt an Suizid. Ich grübelte hin und her, ob ich das Gespräch weiter führen soll. Wie hält man in einem Internetforum jemanden davon ab, sich umzubringen? Vor allem, ohne nennenswerte Hintergrundinformation. Ich kam zu dem Schluß: jetzt hast du ihm geantwortet, jetzt kannst du nicht einfach aufhören. Ich weiß nicht, ob meine Worte ihm helfen, aber ich versuche es trotzdem. Und ich hoffe, Jochen68 entdeckt wieder die schönen Seiten des Lebens.

Den Thread bei Focus-Fragen findet ihr hier.

Jochen möchte seine Geschichte veröffentlichen. Er hat meine Empfehlung aufgegriffen und ist offenbar im Begriff, ein Blog anzulegen. Ich weiß nicht, ob dieses Blog bei blogger.de sein wird. Auf jeden Fall freue ich mich darauf, seine Geschichte zu lesen ...

Der letzte Kommentar ist nun bereits fast zwei Wochen her. Ich hoffe, er hat es sich nicht anders überlegt. Etwas ungeduldig warte ich auf einen Kommentar von ihm, in dem er mir die Url seines Blogs mitteilt.