Ja ist es denn die Möglichkeit? Hat denn die JU den Verstand verloren? Wie kann man denn allen Ernstes so etwas vorschlagen? Unfassbar.
Wirklich, unfassbar? Das Argument ist klar. Jemand, der Kinder hat, investiert pro Kind einen Ferrari in die Erziehung eines zukünftigen Rentenzahlers. Im Gegensatz hat jemand, der das nicht tut, per se einen Ferrari gespart. Zugegeben, die entscheidende Frage ist, kann man das wirklich so rechnen? Ist das fair, gerade wenn jemand ungewollt kinderlos ist?
Nun, ich habe vier Kinder. Ich brauche alles eine Nummer größer. Haus, Auto, Urlaub, einfach alles. Aus diesem Grund könnte ich da nur gewinnen. Nun, man könnte mir sagen: Selber schuld. Wer vier Kinder hat, sollte sich überlegen, ob er sich das auch leisten kann. Das stimmt. Aber nichtsdestotrotz habe ich vier Beitragszahler in die Welt gesetzt, die später meine Rente zahlen und sogar noch die Rente eines anderen.
Dennoch denke ich, dass es der falsche Weg ist, Kinderlosigkeit zu bestrafen, weder finanziell noch irgendwie anders. Für mich ist der status quo finanziell gesehen ausreichend, diesen Unterschied DINK (double-income-no-kids) oder BFWK (big-family-with-kids) klarzumachen. Ich bin eher für die Variante, Kinderreichtum zu belohnen. Und zwar einzig und allein durch gesellschaftliche Anerkennung. Daran mangelt es. Nicht an ein paar Euro, die mir für den Neuwagen fehlen.
Wirklich, unfassbar? Das Argument ist klar. Jemand, der Kinder hat, investiert pro Kind einen Ferrari in die Erziehung eines zukünftigen Rentenzahlers. Im Gegensatz hat jemand, der das nicht tut, per se einen Ferrari gespart. Zugegeben, die entscheidende Frage ist, kann man das wirklich so rechnen? Ist das fair, gerade wenn jemand ungewollt kinderlos ist?
Nun, ich habe vier Kinder. Ich brauche alles eine Nummer größer. Haus, Auto, Urlaub, einfach alles. Aus diesem Grund könnte ich da nur gewinnen. Nun, man könnte mir sagen: Selber schuld. Wer vier Kinder hat, sollte sich überlegen, ob er sich das auch leisten kann. Das stimmt. Aber nichtsdestotrotz habe ich vier Beitragszahler in die Welt gesetzt, die später meine Rente zahlen und sogar noch die Rente eines anderen.
Dennoch denke ich, dass es der falsche Weg ist, Kinderlosigkeit zu bestrafen, weder finanziell noch irgendwie anders. Für mich ist der status quo finanziell gesehen ausreichend, diesen Unterschied DINK (double-income-no-kids) oder BFWK (big-family-with-kids) klarzumachen. Ich bin eher für die Variante, Kinderreichtum zu belohnen. Und zwar einzig und allein durch gesellschaftliche Anerkennung. Daran mangelt es. Nicht an ein paar Euro, die mir für den Neuwagen fehlen.
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sturmfrau,
Mittwoch, 15. Februar 2012, 10:15
Der Mythos vom "zukünftigen Rentenzahler" ist wirklich unkaputtbar, aber als DINK (freiwillig) kann ich dieses Argument allmählich wirklich nicht mehr hören. Als mir der Gatte gestern von der geistigen Umnachtung erzählte, die die Junge Union da offensichtlich ergriffen hat, bin ich richtig wütend geworden.
Erstens ist überhaupt nicht sicher, ob angesichts der derzeitigen Arbeitsmarktentwicklung die "künftigen Rentenzahler" auch tatsächlich solche sein werden, denn zum Rentenzahlen braucht man einen Lohn, von dem man dies tun kann. Alle die, die keinen Lohn oder nur einen niedrigen haben, sind angewiesen auf Sozialleistungen, zu deren Zahlung übrigens die vielgeschmähten DINKs erheblich beitragen.
Im Übrigen: DINK bedeutet nicht automatisch, dass die Leute in Geld schwimmen. Mein Einkommen ist so gering, dass sich eine Änderung der Lohnsteuerklasse nicht lohnt, das bedeutet aber auch, dass ich in der haarsträubenden Klasse V festsitze. Und wo geht die Kohle hin? Unter anderem in Transferleistungen wie Kindergeld, Kinderfreibetrag und andere Freibeträge, Elterngeld, aber auch zur Krankenkasse, bei denen die Kinder der gesetzlich Versicherten via Familienversicherung beitragsfrei mitversichert sind. Desweiteren fließen unsere Steuern in den Unterhalt des Bildungs- und Betreuungssystems und wie schon erwähnt in die sozialen Absicherungssysteme, die es auch Eltern, die ihre Kinder nicht allein ernährt kriegen, ermöglichen, zumindest irgendwie über die Runden zu kommen.
Gern geschehen! Man kann sich heute für oder gegen Kinder entscheiden, aber ich bin der Auffassung, dass niemand für seine Entscheidung diskriminiert gehört. Wie gesagt, es ist die Grundlage einer auf dem Solidarprinzip beruhenden Gesellschaft, dass diejenigen unterstützt werden, die unter schwierigen Bedingungen leben. Das tragen wir alle mit unseren Steuern mit, und die steuerliche Belastung ist für Kinderlose größer als für Leute mit Kindern. Wie gesagt, das ist in Ordnung, aber dann noch eine Strafe nachzuschieben, wenn die Leute keine Kinder bekommen (können oder wollen... das ist dann noch mal ein eigenes Thema!), das wäre schlicht unverschämt. Demnächst führen wir noch das Mutterkreuz wieder ein.
Man kann es auch übertreiben. Folgt man Ihrer Argumentation, dann müssten sich ja alle DINKs einmal in ihrem Leben mindestens einen Ferrari leisten können. Davon kann aber überhaupt nicht die Rede sein. Wir sind froh, dass wir zurechtkommen. Es geht uns gut. Mehr aber auch nicht. Im Urlaub war ich übrigens letztes Jahr zum ersten Mal wieder, nach sechs oder sieben Jahren (so viel zum Thema "double income"). Mir das zu leisten ist eine absolute Ausnahme.
Im Übrigen hat Sie ja niemand gezwungen, Kinder zu bekommen, und Sie haben sie auch nicht für unser aller Rente in die Welt gesetzt, sondern um ihrer selbst willen (was ich hoffen will).
Ein Anfang als Anreiz für die Leute, mehr Kinder zu kriegen, wäre, die Betreuung und die Arbeitssituation der Frauen zu verbessern. Stattdessen wird mit Elterngeld fürs Zuhausebleiben gepampert. Ob ich vor diesem Hintergrund die Äußerungen der JU witzig finde? Nicht wirklich.
Erstens ist überhaupt nicht sicher, ob angesichts der derzeitigen Arbeitsmarktentwicklung die "künftigen Rentenzahler" auch tatsächlich solche sein werden, denn zum Rentenzahlen braucht man einen Lohn, von dem man dies tun kann. Alle die, die keinen Lohn oder nur einen niedrigen haben, sind angewiesen auf Sozialleistungen, zu deren Zahlung übrigens die vielgeschmähten DINKs erheblich beitragen.
Im Übrigen: DINK bedeutet nicht automatisch, dass die Leute in Geld schwimmen. Mein Einkommen ist so gering, dass sich eine Änderung der Lohnsteuerklasse nicht lohnt, das bedeutet aber auch, dass ich in der haarsträubenden Klasse V festsitze. Und wo geht die Kohle hin? Unter anderem in Transferleistungen wie Kindergeld, Kinderfreibetrag und andere Freibeträge, Elterngeld, aber auch zur Krankenkasse, bei denen die Kinder der gesetzlich Versicherten via Familienversicherung beitragsfrei mitversichert sind. Desweiteren fließen unsere Steuern in den Unterhalt des Bildungs- und Betreuungssystems und wie schon erwähnt in die sozialen Absicherungssysteme, die es auch Eltern, die ihre Kinder nicht allein ernährt kriegen, ermöglichen, zumindest irgendwie über die Runden zu kommen.
Gern geschehen! Man kann sich heute für oder gegen Kinder entscheiden, aber ich bin der Auffassung, dass niemand für seine Entscheidung diskriminiert gehört. Wie gesagt, es ist die Grundlage einer auf dem Solidarprinzip beruhenden Gesellschaft, dass diejenigen unterstützt werden, die unter schwierigen Bedingungen leben. Das tragen wir alle mit unseren Steuern mit, und die steuerliche Belastung ist für Kinderlose größer als für Leute mit Kindern. Wie gesagt, das ist in Ordnung, aber dann noch eine Strafe nachzuschieben, wenn die Leute keine Kinder bekommen (können oder wollen... das ist dann noch mal ein eigenes Thema!), das wäre schlicht unverschämt. Demnächst führen wir noch das Mutterkreuz wieder ein.
Man kann es auch übertreiben. Folgt man Ihrer Argumentation, dann müssten sich ja alle DINKs einmal in ihrem Leben mindestens einen Ferrari leisten können. Davon kann aber überhaupt nicht die Rede sein. Wir sind froh, dass wir zurechtkommen. Es geht uns gut. Mehr aber auch nicht. Im Urlaub war ich übrigens letztes Jahr zum ersten Mal wieder, nach sechs oder sieben Jahren (so viel zum Thema "double income"). Mir das zu leisten ist eine absolute Ausnahme.
Im Übrigen hat Sie ja niemand gezwungen, Kinder zu bekommen, und Sie haben sie auch nicht für unser aller Rente in die Welt gesetzt, sondern um ihrer selbst willen (was ich hoffen will).
Ein Anfang als Anreiz für die Leute, mehr Kinder zu kriegen, wäre, die Betreuung und die Arbeitssituation der Frauen zu verbessern. Stattdessen wird mit Elterngeld fürs Zuhausebleiben gepampert. Ob ich vor diesem Hintergrund die Äußerungen der JU witzig finde? Nicht wirklich.
tomkin,
Mittwoch, 15. Februar 2012, 13:00
Liebe Frau Sturmfrau, zunächst mal muss ich sagen, dass mir klar ist, dass mein Beitrag etwas provokativ ist :-).
Ich verstehe voll und ganz Ihre Entrüstung über derartige "Vorschläge".
Ferrari Es gibt Untersuchungen, nach denen Eltern potentiell pro Kind etwa 200.000 € für die Erziehung und Ausbildung ausgeben. Das ist natürlich sehr vereinfacht und gelinde gesagt gelogen für jemanden, der seine Kinder frühzeitig in die Obhut des Sozialsystems übergibt. Ich schätze mal, wenn ich alles so zusammenrechne, was ich wegen meiner Kinder mehr ausgebe, dann könnte es bei uns vielleicht ein Ferrari für alle meine Kinder sein. Genau weiss ich das natürlich auch nicht.
Gern geschehen! Gleichfalls :-). Nun, wie gesagt, ich verstehe Ihren Standpunkt. Aus Ihrer Sicht sieht es so aus, als würden Sie mit der Hälfte Ihres schwer verdienten Geldes alle möglichen Großfamilien in Deutschland sponsoren. Nur, verzeihen Sie bitte, das Argument kann ich nicht mehr hören. Dass Sie als DINK das Kindergeld für meine Kinder bezahlen, ist mindestens genauso polemisch falsch, wie die Tatsache, dass ich mit meinen Krankenkassenbeiträgen Ihre Zahnbehandlung bezahle.
Mutterkreuz Das wäre eine Idee :-). Spass beiseite. Nun, tatsächlich finde ich wirklich inzwischen ein Manko in unserer "verlinksten" Gesellschaft, dass Frauen inzwischen nur noch als erfolgreich gelten, wenn sie Vollzeit arbeiten und dann, sozusagen on top, möglicherweise und noch nebenbei mal so eben, ein Kind bekommen. Eins. Hausfrau und Mutter von vier Kindern zu sein, zählt nicht. Das aber liegt nicht an der Stellung der Frau, sondern an der Stellung von Kindern in der Gesellschaft. Sie haben eben nicht den Stellenwert, der ihnen eigentlich zusteht, da die Argumentation in der öffentlichen Diskussion für oder gegen Kinder inzwischen auf die monetären Aspekte reduziert wird. Das führt mich zu
Im Übrigen hat Sie ja niemand gezwungen, Kinder zu bekommen, und Sie haben sie auch nicht für unser aller Rente in die Welt gesetzt, sondern um ihrer selbst willen (was ich hoffen will). Das Argument kenne ich, das habe ich ja oben selbst geschrieben. Nun es ist doch klar, das Beitragszahlerargument ist das ultimative Provokationsargument schlechthin, so wie "hat Sie ja keiner gezwungen, Kinder zu bekommen". Solche Argumentationen führen zu eben diesen abstrusen Vorschlägen, über die wir hier reden. Dabei geht es um etwas ganz anderes: für mich - und das trifft auf die meisten Familien zu, die ich kenne - haben Kinder eben nicht den rein monetären Stellenwert, der unterstellt wird, sondern eben einen menschlichen.
edit: Zum Ferrari-Argument der Vollständigkeit halber: Was Kinder kosten. Ist natürlich mit gewisser Vorsicht zu genießen, wie ich schon sagte.
Ich verstehe voll und ganz Ihre Entrüstung über derartige "Vorschläge".
Ferrari Es gibt Untersuchungen, nach denen Eltern potentiell pro Kind etwa 200.000 € für die Erziehung und Ausbildung ausgeben. Das ist natürlich sehr vereinfacht und gelinde gesagt gelogen für jemanden, der seine Kinder frühzeitig in die Obhut des Sozialsystems übergibt. Ich schätze mal, wenn ich alles so zusammenrechne, was ich wegen meiner Kinder mehr ausgebe, dann könnte es bei uns vielleicht ein Ferrari für alle meine Kinder sein. Genau weiss ich das natürlich auch nicht.
Gern geschehen! Gleichfalls :-). Nun, wie gesagt, ich verstehe Ihren Standpunkt. Aus Ihrer Sicht sieht es so aus, als würden Sie mit der Hälfte Ihres schwer verdienten Geldes alle möglichen Großfamilien in Deutschland sponsoren. Nur, verzeihen Sie bitte, das Argument kann ich nicht mehr hören. Dass Sie als DINK das Kindergeld für meine Kinder bezahlen, ist mindestens genauso polemisch falsch, wie die Tatsache, dass ich mit meinen Krankenkassenbeiträgen Ihre Zahnbehandlung bezahle.
Mutterkreuz Das wäre eine Idee :-). Spass beiseite. Nun, tatsächlich finde ich wirklich inzwischen ein Manko in unserer "verlinksten" Gesellschaft, dass Frauen inzwischen nur noch als erfolgreich gelten, wenn sie Vollzeit arbeiten und dann, sozusagen on top, möglicherweise und noch nebenbei mal so eben, ein Kind bekommen. Eins. Hausfrau und Mutter von vier Kindern zu sein, zählt nicht. Das aber liegt nicht an der Stellung der Frau, sondern an der Stellung von Kindern in der Gesellschaft. Sie haben eben nicht den Stellenwert, der ihnen eigentlich zusteht, da die Argumentation in der öffentlichen Diskussion für oder gegen Kinder inzwischen auf die monetären Aspekte reduziert wird. Das führt mich zu
Im Übrigen hat Sie ja niemand gezwungen, Kinder zu bekommen, und Sie haben sie auch nicht für unser aller Rente in die Welt gesetzt, sondern um ihrer selbst willen (was ich hoffen will). Das Argument kenne ich, das habe ich ja oben selbst geschrieben. Nun es ist doch klar, das Beitragszahlerargument ist das ultimative Provokationsargument schlechthin, so wie "hat Sie ja keiner gezwungen, Kinder zu bekommen". Solche Argumentationen führen zu eben diesen abstrusen Vorschlägen, über die wir hier reden. Dabei geht es um etwas ganz anderes: für mich - und das trifft auf die meisten Familien zu, die ich kenne - haben Kinder eben nicht den rein monetären Stellenwert, der unterstellt wird, sondern eben einen menschlichen.
edit: Zum Ferrari-Argument der Vollständigkeit halber: Was Kinder kosten. Ist natürlich mit gewisser Vorsicht zu genießen, wie ich schon sagte.
sturmfrau,
Mittwoch, 15. Februar 2012, 14:24
Es gibt Untersuchungen, nach denen Eltern potentiell pro Kind etwa 200.000 € für die Erziehung und Ausbildung ausgeben.
Das mag ja sein, erlaubt aber nicht den Umkehrschluss, dass, wer keine Kinder hat, dieses Geld übrig hat. Was die Eltern da ausgeben, wird nun einmal auch mit aus Mitteln der Solidargemeinschaft bestritten. Was mich zurück zu den Steuern bringt, von denen DINKs nun einmal mehr zahlen als Eltern:
Aus Ihrer Sicht sieht es so aus, als würden Sie mit der Hälfte Ihres schwer verdienten Geldes alle möglichen Großfamilien in Deutschland sponsoren.
Das habe ich an keiner Stelle gesagt. Worauf ich hinaus wollte ist, dass DINKs mitnichten die konsumgeilen Egoisten sind, zu denen sie insbesondere in konservativen Kreisen stilisiert werden, sondern dass wir, genau wie alle anderen (auch die Eltern) zum existenten System der Unterstützung für Familien tätig beitragen und daher kein Anlass besteht, Kinderlosigkeit nun auch noch zu bestrafen. Ich bezahle zwar das Kindergeld für Ihre vier Kinder nicht ausschließlich, habe aber doch ein unbestritten höheres Steueraufkommen als Eltern. Zudem möchte ich an dieser Stelle anmerken, dass die sogenannten Nur-Hausfrauen monetär nichts zu diesem System beitragen. Kein Verdienst, keine Steuern. Auch keine Rentenbeiträge.
Monetär, wie gesagt. Die moralisch-ethische Perspektive ist eine andere. Aber diesen Einwand müssen Sie sich schon gefallen lassen, schließlich waren Sie es, der die "zukünftigen Rentenzahler" ins Spiel gebracht hat. Statt anzuerkennen, dass beide Parteien zum gesamtgesellschaftlichen Wohl beitragen, brüllen die Konservativen jetzt (mal wieder) nach Bestrafung der Kinderlosen. Wer keine Kinder macht, gilt als luxus- und karrieresüchtiger Schmarotzer, der nicht an die Zukunft denkt, sondern nur an sich selbst. Und was mir massiv missfällt ist dieser Druck, der dadurch entsteht. Man muss sich rechtfertigen dafür, dass man keine Kinder hat. Ich habe es selbst etliche Male erlebt. Auf dem Stuhl meiner Gynäkologin, im Verwandtenkreis, vor Leuten, die ich nichtmal kannte, in Diskussionen. Frauen noch eher als Männer. Da kommt dann sehr schnell ein gehässiges "Ach, machst wohl lieber Karriere, was?" Und wenn man nicht mal das tut, ist man dann völlig unten durch.
Nun, tatsächlich finde ich wirklich inzwischen ein Manko in unserer "verlinksten" Gesellschaft, dass Frauen inzwischen nur noch als erfolgreich gelten, wenn sie Vollzeit arbeiten und dann, sozusagen on top, möglicherweise und noch nebenbei mal so eben, ein Kind bekommen.
Erstaunlich, Sie sehen die Gesellschaft als "verlinkst"? Ich sehe genau das Gegenteil, verhornt, konservativ, stockfleckig. Eine Mutter, die arbeitet und ihre Kinder "früh" in die Betreuung gibt, gilt hier wie in keinem anderen Land sonst immer noch als Rabenmutter. Dabei ist es meines Erachtens ein Upper-Class-Luxus, es nicht zu tun. Der Rest der Welt braucht schlicht die zwei Gehälter.
Hausfrau und Mutter von vier Kindern zu sein, zählt nicht.
Wie erklären Sie sich das? Können Sie sich vorstellen, hauptberuflich Hausmann und Vater von vier Kindern zu sein, während Ihre Frau den Unterhalt erwirtschaftet? Sehr beliebt scheint der "Job" in der Tat nicht zu sein, und zwar vor allem bei Männern. Ich kann es den vielzitierten kinderlosen Akademikerinnen nachfühlen, dass sie nicht nach jahrelanger und teurer Ausbildung lediglich Hausfrau und Mutter sein wollen. Dazu muss man nicht studiert haben. Also macht man erstmal was anderes. Oder auch längerfristig. Das mag zum Teil mit dem von Ihnen angeschnittenen Karrieredruck zu tun haben, den ich gar nicht bestreiten will. Aber es hat fraglos auch damit zu tun, dass eine ganze Generation von Töchtern die zunehmende Unzufriedenheit ihrer Mütter angesichts der eingeschränkten Lebensperspektive "Hausfrau und Mutter" miterlebt hat. Mit aller Frustration, mit verschobenen Lasten (nämlich auf die Schultern der Kinder), mit "empty nest Syndrom" usw. Es gab eine Zeit, in der Frauen gefordert hatten, mehr zu dürfen als das, und das auch völlig zu Recht. Weil nämlich eine Reduktion auf diese Tätigkeiten und Funktionen den Frauen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung mehrheitlich nicht gerecht wird.
Damit will ich nicht pauschal sagen, dass das Großziehen von Kindern und haushälterische Tätigkeiten nicht erfüllend und befriedigend sein können. Mir persönlich würde das keine Erfüllung bringen, aber wenn Ihre Frau damit glücklich ist, ist daran ja nichts auszusetzen.
Aber die gesellschaftliche Anerkennung für diese Bereiche lässt sich nicht erzwingen. Nicht ohne Grund gibt auch kaum jemand als seinen "Traumberuf" Putzfrau, Hauswirtschafter oder Wäschepflegefachkraft an. Und ich möchte mal den Mann sehen, der die dauernde persönliche Verfügbarkeit für Kinder, die eine Mutter aufbringen muss, mit Freuden bejahen würde. Würden Sie, um den Stellenwert Ihrer Kinder für Sie ganz persönlich angemessen wertzuschätzen, künftig halbtags arbeiten? Ich schätze, sie verdienen besser als Ihre Frau, also sind Sie wohl für die Brötchen zuständig (korrigieren Sie mich, falls nicht). Würden Sie mit Ihrer Frau ins Gespräch gehen und sagen: "Hör mal zu, Schatz, ich möchte mit meinen Kindern mehr Zeit verbringen, kannst Du nicht halbtags arbeiten? Wir müssten dann auf unseren jährlichen Nordseeurlaub verzichten, aber das wär's mir wert..."?
Das könnten Sie tun, wären nicht die Einkommensverhältnisse so eklatant zu Ungunsten der Frauen verschoben, dass Sie dann wahrscheinlich finanziell nicht mehr zurecht kämen. Nur mal so als Anregung. Sie sind ein Teil der Gesellschaft, und es wäre zu einfach, sich über mangelnde Wertschätzung hausfraulicher und erzieherischer Tätigkeiten zu mokieren, falls sie sie selbst nicht ausführen. Aber der Welt zu sagen "Nun schätzt doch mal wert, was meine Frau da macht!", finde ich da ein bisschen simpel.
Das mag ja sein, erlaubt aber nicht den Umkehrschluss, dass, wer keine Kinder hat, dieses Geld übrig hat. Was die Eltern da ausgeben, wird nun einmal auch mit aus Mitteln der Solidargemeinschaft bestritten. Was mich zurück zu den Steuern bringt, von denen DINKs nun einmal mehr zahlen als Eltern:
Aus Ihrer Sicht sieht es so aus, als würden Sie mit der Hälfte Ihres schwer verdienten Geldes alle möglichen Großfamilien in Deutschland sponsoren.
Das habe ich an keiner Stelle gesagt. Worauf ich hinaus wollte ist, dass DINKs mitnichten die konsumgeilen Egoisten sind, zu denen sie insbesondere in konservativen Kreisen stilisiert werden, sondern dass wir, genau wie alle anderen (auch die Eltern) zum existenten System der Unterstützung für Familien tätig beitragen und daher kein Anlass besteht, Kinderlosigkeit nun auch noch zu bestrafen. Ich bezahle zwar das Kindergeld für Ihre vier Kinder nicht ausschließlich, habe aber doch ein unbestritten höheres Steueraufkommen als Eltern. Zudem möchte ich an dieser Stelle anmerken, dass die sogenannten Nur-Hausfrauen monetär nichts zu diesem System beitragen. Kein Verdienst, keine Steuern. Auch keine Rentenbeiträge.
Monetär, wie gesagt. Die moralisch-ethische Perspektive ist eine andere. Aber diesen Einwand müssen Sie sich schon gefallen lassen, schließlich waren Sie es, der die "zukünftigen Rentenzahler" ins Spiel gebracht hat. Statt anzuerkennen, dass beide Parteien zum gesamtgesellschaftlichen Wohl beitragen, brüllen die Konservativen jetzt (mal wieder) nach Bestrafung der Kinderlosen. Wer keine Kinder macht, gilt als luxus- und karrieresüchtiger Schmarotzer, der nicht an die Zukunft denkt, sondern nur an sich selbst. Und was mir massiv missfällt ist dieser Druck, der dadurch entsteht. Man muss sich rechtfertigen dafür, dass man keine Kinder hat. Ich habe es selbst etliche Male erlebt. Auf dem Stuhl meiner Gynäkologin, im Verwandtenkreis, vor Leuten, die ich nichtmal kannte, in Diskussionen. Frauen noch eher als Männer. Da kommt dann sehr schnell ein gehässiges "Ach, machst wohl lieber Karriere, was?" Und wenn man nicht mal das tut, ist man dann völlig unten durch.
Nun, tatsächlich finde ich wirklich inzwischen ein Manko in unserer "verlinksten" Gesellschaft, dass Frauen inzwischen nur noch als erfolgreich gelten, wenn sie Vollzeit arbeiten und dann, sozusagen on top, möglicherweise und noch nebenbei mal so eben, ein Kind bekommen.
Erstaunlich, Sie sehen die Gesellschaft als "verlinkst"? Ich sehe genau das Gegenteil, verhornt, konservativ, stockfleckig. Eine Mutter, die arbeitet und ihre Kinder "früh" in die Betreuung gibt, gilt hier wie in keinem anderen Land sonst immer noch als Rabenmutter. Dabei ist es meines Erachtens ein Upper-Class-Luxus, es nicht zu tun. Der Rest der Welt braucht schlicht die zwei Gehälter.
Hausfrau und Mutter von vier Kindern zu sein, zählt nicht.
Wie erklären Sie sich das? Können Sie sich vorstellen, hauptberuflich Hausmann und Vater von vier Kindern zu sein, während Ihre Frau den Unterhalt erwirtschaftet? Sehr beliebt scheint der "Job" in der Tat nicht zu sein, und zwar vor allem bei Männern. Ich kann es den vielzitierten kinderlosen Akademikerinnen nachfühlen, dass sie nicht nach jahrelanger und teurer Ausbildung lediglich Hausfrau und Mutter sein wollen. Dazu muss man nicht studiert haben. Also macht man erstmal was anderes. Oder auch längerfristig. Das mag zum Teil mit dem von Ihnen angeschnittenen Karrieredruck zu tun haben, den ich gar nicht bestreiten will. Aber es hat fraglos auch damit zu tun, dass eine ganze Generation von Töchtern die zunehmende Unzufriedenheit ihrer Mütter angesichts der eingeschränkten Lebensperspektive "Hausfrau und Mutter" miterlebt hat. Mit aller Frustration, mit verschobenen Lasten (nämlich auf die Schultern der Kinder), mit "empty nest Syndrom" usw. Es gab eine Zeit, in der Frauen gefordert hatten, mehr zu dürfen als das, und das auch völlig zu Recht. Weil nämlich eine Reduktion auf diese Tätigkeiten und Funktionen den Frauen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung mehrheitlich nicht gerecht wird.
Damit will ich nicht pauschal sagen, dass das Großziehen von Kindern und haushälterische Tätigkeiten nicht erfüllend und befriedigend sein können. Mir persönlich würde das keine Erfüllung bringen, aber wenn Ihre Frau damit glücklich ist, ist daran ja nichts auszusetzen.
Aber die gesellschaftliche Anerkennung für diese Bereiche lässt sich nicht erzwingen. Nicht ohne Grund gibt auch kaum jemand als seinen "Traumberuf" Putzfrau, Hauswirtschafter oder Wäschepflegefachkraft an. Und ich möchte mal den Mann sehen, der die dauernde persönliche Verfügbarkeit für Kinder, die eine Mutter aufbringen muss, mit Freuden bejahen würde. Würden Sie, um den Stellenwert Ihrer Kinder für Sie ganz persönlich angemessen wertzuschätzen, künftig halbtags arbeiten? Ich schätze, sie verdienen besser als Ihre Frau, also sind Sie wohl für die Brötchen zuständig (korrigieren Sie mich, falls nicht). Würden Sie mit Ihrer Frau ins Gespräch gehen und sagen: "Hör mal zu, Schatz, ich möchte mit meinen Kindern mehr Zeit verbringen, kannst Du nicht halbtags arbeiten? Wir müssten dann auf unseren jährlichen Nordseeurlaub verzichten, aber das wär's mir wert..."?
Das könnten Sie tun, wären nicht die Einkommensverhältnisse so eklatant zu Ungunsten der Frauen verschoben, dass Sie dann wahrscheinlich finanziell nicht mehr zurecht kämen. Nur mal so als Anregung. Sie sind ein Teil der Gesellschaft, und es wäre zu einfach, sich über mangelnde Wertschätzung hausfraulicher und erzieherischer Tätigkeiten zu mokieren, falls sie sie selbst nicht ausführen. Aber der Welt zu sagen "Nun schätzt doch mal wert, was meine Frau da macht!", finde ich da ein bisschen simpel.
tomkin,
Mittwoch, 15. Februar 2012, 15:18
... dass DINKs mitnichten die konsumgeilen Egoisten sind, zu denen sie insbesondere in konservativen Kreisen stilisiert werden ... Und das habe ich wiederum nicht gesagt :-). Würde ich auch nicht.
Liebe Frau Sturmfrau, ich weiss, dass ich mit einer derartigen Argumentation gerade bei Ihnen in ein Wespennest steche. Dafür bitte ich Sie um Verzeihung. Aber genau diese Provokation war mir wichtig, einmal klarzustellen, dass mir diese rein monetäre Diskussion über Kinder gelinde gesagt, langsam auf den Geist geht.
Können Sie sich vorstellen, hauptberuflich Hausmann und Vater von vier Kindern zu sein, während Ihre Frau den Unterhalt erwirtschaftet? Sie werden's mir nicht glauben, aber das könnte ich mir vorstellen. Leider wäre der Verdienst meiner Frau ein Bruchteil dessen, was ich verdiene - wie Sie richtig vermuten. Aus diesem Grund habe ich sogar auf meine Elternzeit verzichtet. Wir können uns diese Konstellation schlicht und ergreifend nicht leisten.
Würden Sie mit Ihrer Frau ins Gespräch gehen und sagen: "Hör mal zu, Schatz, ich möchte mit meinen Kindern mehr Zeit verbringen, kannst Du nicht halbtags arbeiten? Wir müssten dann auf unseren jährlichen Nordseeurlaub verzichten, aber das wär's mir wert..."? Zum einen würde ich das gerne tun, wenn unser Urlaubsgeld nicht bereits für Heizöl draufgegangen wäre. Zum Anderen reicht halbtags eben nicht mehr zum Leben für uns. Ich glaube, Sie unterschätzen hier ein wenig die Lebenshaltungskosten für eine sechsköpfige Familie. Da geht's eben nicht nur um den "Nordseeurlaub".
... falls sie sie selbst nicht ausführen. Aber der Welt zu sagen "Nun schätzt doch mal wert, was meine Frau da macht!", finde ich da ein bisschen simpel. Verzeihung, aber Sie schlagen ganz schön mit der Vermutungskeule um sich. Woher wollen Sie denn wissen, wieviel Zeit ich mit Haushalt und Kindern verbringe? Ein Satz, den ich so nicht gesagt habe. Ich versuche hier ja gerade klar zu machen, dass es mir eben nicht um "wer tut hier mehr" oder "wer lebt auf Kosten eines anderen" geht. Ich glaube, Sie haben mich gründlich missverstanden. Mir geht es nicht um meine Frau - auch wenn ich den Wert ihrer Tätigkeit vermutlich wesentlich höher einschätze als Sie -, mir geht es um die Kinder.
Deshalb der Titel. Ich bemängele, dass in der öffentlichen Diskussion Kinder nur noch gegen Geld aufgerechnet werden, was ihrem Wert in keinster Weise gerecht wird. Dagegen wehre ich mich.
Liebe Frau Sturmfrau, ich weiss, dass ich mit einer derartigen Argumentation gerade bei Ihnen in ein Wespennest steche. Dafür bitte ich Sie um Verzeihung. Aber genau diese Provokation war mir wichtig, einmal klarzustellen, dass mir diese rein monetäre Diskussion über Kinder gelinde gesagt, langsam auf den Geist geht.
Können Sie sich vorstellen, hauptberuflich Hausmann und Vater von vier Kindern zu sein, während Ihre Frau den Unterhalt erwirtschaftet? Sie werden's mir nicht glauben, aber das könnte ich mir vorstellen. Leider wäre der Verdienst meiner Frau ein Bruchteil dessen, was ich verdiene - wie Sie richtig vermuten. Aus diesem Grund habe ich sogar auf meine Elternzeit verzichtet. Wir können uns diese Konstellation schlicht und ergreifend nicht leisten.
Würden Sie mit Ihrer Frau ins Gespräch gehen und sagen: "Hör mal zu, Schatz, ich möchte mit meinen Kindern mehr Zeit verbringen, kannst Du nicht halbtags arbeiten? Wir müssten dann auf unseren jährlichen Nordseeurlaub verzichten, aber das wär's mir wert..."? Zum einen würde ich das gerne tun, wenn unser Urlaubsgeld nicht bereits für Heizöl draufgegangen wäre. Zum Anderen reicht halbtags eben nicht mehr zum Leben für uns. Ich glaube, Sie unterschätzen hier ein wenig die Lebenshaltungskosten für eine sechsköpfige Familie. Da geht's eben nicht nur um den "Nordseeurlaub".
... falls sie sie selbst nicht ausführen. Aber der Welt zu sagen "Nun schätzt doch mal wert, was meine Frau da macht!", finde ich da ein bisschen simpel. Verzeihung, aber Sie schlagen ganz schön mit der Vermutungskeule um sich. Woher wollen Sie denn wissen, wieviel Zeit ich mit Haushalt und Kindern verbringe? Ein Satz, den ich so nicht gesagt habe. Ich versuche hier ja gerade klar zu machen, dass es mir eben nicht um "wer tut hier mehr" oder "wer lebt auf Kosten eines anderen" geht. Ich glaube, Sie haben mich gründlich missverstanden. Mir geht es nicht um meine Frau - auch wenn ich den Wert ihrer Tätigkeit vermutlich wesentlich höher einschätze als Sie -, mir geht es um die Kinder.
Deshalb der Titel. Ich bemängele, dass in der öffentlichen Diskussion Kinder nur noch gegen Geld aufgerechnet werden, was ihrem Wert in keinster Weise gerecht wird. Dagegen wehre ich mich.
sturmfrau,
Mittwoch, 15. Februar 2012, 17:41
Ich habe nur ein paar Fragen gestellt, und ich habe Sie ja gebeten, mich zu korrigieren, falls ich falsch damit läge, dass Sie der Brötchenverdiener der Familie seien. Ich mache mir keine Illusionen darüber, was eine sechsköpfige Familie kostet. Schwager und Schwägerin sind zu fünft, was zwar der Häupter eines weniger ist, aber ich denke, ich habe schon eine Ahnung.
Mir ist vollauf bewusst, dass Sie nicht halbtags arbeiten könnten - genau darauf wollte ich nämlich hinaus, lieber Tomkin. Sie meinten, es läge nicht an der Lage der Frauen, dass Erziehungsarbeit nicht gewürdigt werde. Ich wollte deutlich machen, dass es das durchaus tut. Denn wenn Frauenarbeit besser bezahlt würde, dann könnten es die Männer sich durchaus auch leisten, ihrerseits mehr Zeit mit der Familie zu verbringen, weil eben ein Netz und doppelter Boden in finanzieller Hinsicht gegeben wäre. Das fände ich wünschenswert.
Natürlich geht es auch nicht um ihren Nordseeurlaub, und es ist sehr bedauerlich, dass Ihr Urlaubsgeld draufgegangen ist für die Heizung (wir, die DINKs, haben übrigens gar nicht erst welches bekommen...). Die Sache mit dem Nordseeurlaub habe ich angeschnitten, um auf (zugegebenermaßen leicht ironische Weise) zu verdeutlichen, dass die Gehälterungleichheit weitaus gravierender ist, als dass es bloß um einen Urlaub ginge.
Ich schätze die Tätigkeit Ihrer Frau übrigens nicht gering. Mir scheint, was das betrifft, sind kinderlose Leute ein bisschen unter Generalverdacht, einfach nur, weil sie sich anders entschieden haben. Ich habe nur angemerkt, dass mich das nicht erfüllen würde. Das ist eine ganz persönliche Aussage und kein pauschales Aburteilen der Tätigkeit Ihrer Frau.
Sie haben natürlich Recht, der Stellenwert der Kinder ist in dieser Gesellschaft nicht so, wie er sein könnte. Mir fallen da aber einige Ungereimtheiten ins Auge. Es wird über Kinder und Familie ungeheuer viel gesprochen und geschrieben, Familienfreundlichkeit ist das Buzzword der Politiker, man streitet sich über pädagogische Konzepte und über die genannten Transferleistungen, Kinder und Familien spielen als Zielgruppe für die Werbung eine ungeheure Rolle... Zugleich ist das Kind als solches lediglich eine Projektionsfläche für Wünsche und Hoffnungen - seine Persönlichkeit steht nicht im Fokus. Es ist zukünftiger Leistungsträger, zukünftiger Rentenzahler, zukünftiger Konsument. Mich stört das auch.
Mich stören dann aber eben auch solche Vorschläge wie die der Herren von der Jungen Union. Ich finde es über die Maßen peinlich, auf die unbestrittene Tatsache, dass der Generationenvertrag nicht mehr funktioniert, mit kosmetischen Ideen wie dieser Strafe zu kommen. Solche Manöver stigmatisieren die, die kinderlos bleiben und degradieren das Kinderkriegen zu einer gesellschaftspolitischen Pflichtveranstaltung - nur dass wir das Kanonenfutter heute nicht mehr für "den Führer", sondern für den Wohlstand liefern würden. Mich erschreckt, auf welche Resonanz solche Ideen stoßen. In den Kommentaren zu dem von Ihnen zitierten Artikel sind viele Stimmen dabei, die eine solche Abgabe befürworten würden.
Damit würden aber Leute belastet, die nicht zwangsläufig besser dran sind als Eltern. Das ist, was mir so auf den Geist geht, dieses Herumgejammere, wie schwer es Eltern doch haben. Mag sein, dass Eltern in der Tat 350.000 Euro für das Kind aufwenden, aber was sagt das denn überhaupt aus? Wohl eher, dass Studiengebühren in diesem Land zu hoch sind, dass Familien viel konsumieren und dass materiell an den Kindern nicht gespart wird. Das ist noch keine Aussage darüber, wie viel oder wenig sich die Eltern dafür vom Munde absparen müssen. Ich möchte mal die Statistik sehen, die tatsächlich gegenüberstellt, wie viel Geld von welcher Gruppe (Kinderlose vs. Eltern) tatsächlich für den vielzitierten Luxus (sprich, unnützen Kram) ausgegeben wird. Das meine ich jetzt nicht ironisch. Wenn Sie sowas an der Hand haben und es tatsächlich beweist, dass Kinderlose genusssüchtiger und Eltern altruistischer eingestellt sind, dann halte ich fürderhin meinen Mund.
Ich sage damit nicht, dass Sie auf hohem Niveau jammern, aber wie gesagt, die Entscheidungsfreiheit für oder gegen Kinder hat doch jeder. Ich frage mich, wie sich da wohl das Kind fühlt, wenn es von seinen Eltern permanent mitbekommt, dass es eigentlich eine Last ist. Es ist schön, wenn sich Leute für Kinder entscheiden, aber weder macht sie das zu besseren Menschen noch diejenigen ohne Kinder zu schlechteren. Mein Schwager und meine Schwägerin sind Eltern von drei Kindern, und sie sind es gern. Sie haben es aber zum Glück auch nicht nötig, darüber zu jammern, wie schwierig für sie alles der Kinder wegen ist. Bei ihnen wie bei uns gibt es gleichermaßen z.B. renovierungsbedürftige Ecken im Haus, die gerade nicht zu machen sind, weil das Geld fehlt. Ebenso habe ich aber auch genügend Elternpaare erlebt, denen es wirklich gut geht und die trotz ihrer Kinder ein - na sagen wir mal - gehobenes Mittelstandsleben ohne nennenswerte Existenzsorgen führen.
Völlig außer Acht gelassen wird in der ganzen Demographie- und Rentendebatte doch die zugrundeliegende Entwicklung im Bezug auf Geburtenkontrolle und die Entscheidungsfreiheit, insbesondere die der Frauen. Ich finde es gut, dass sich eine Frau frei entscheiden kann, ob sie ein Kind bekommt oder nicht. Vor dem Hintergrund muss man aber bedenken, dass das Konzept des Generationenvertrags auf Prä-Pillenknick-Annahmen fußt. "Kinder kriegen die Leute immer" - diese Aussage ist schlicht und ergreifend falsch. Zieht man daraus den Schluss, dass man die Leute nur wieder zum Kinderkriegen zwingen, nötigen oder animieren muss, ist das doch blauäugig. Unser Rentensystem ist menschengemacht, das bedeutet auch, dass man in der Lage sein muss, sich etwas anderes zu überlegen. An Konzepten mangelt es mir da auch, aber dazu - so sollte man meinen - haben wir doch ach so viele kluge Köpfe in der Politik.
Kinderkriegen ist planbar geworden, und ich glaube, daher hat sich die Selbstverständlichkeit, mit der man sie bekommt, weitestgehend erledigt. Das ist so, ob man das nun gut findet oder nicht. Ich persönlich fände es gar nicht so schrecklich, wenn Deutschland schrumpfte. Es ist nicht weiter schlimm, wenn dem ganzen Wachstumswahnsinn mal ein Ende gesetzt würde. Das darf man aber heutzutage nicht mal mehr denken, denn es dreht sich alles nur um die Frage, wer denn dann alles bezahlen soll. Ja, vielleicht brauchen wir ja gar nicht so viel. Wenn wir weniger wären, dann erst recht nicht.
Ich würde es aber begrüßen, wenn wir wieder selbstverständlicher mit Kindern umgehen würden. Das bedeutet aber auch, dass man sich mal überlegen müsste, wie man die Kinder wieder Kinder sein lassen kann, anstatt sie wie rohe Eier zu behandeln oder sie in den Mittelpunkt eines albernen Affentanzes mit Early English, Matschhosen und Fruchtzwergen zu stellen. Ich frage mich ernsthaft, wie Generationen von Kindern ohne all diesen Firlefanz groß werden und sich zum Teil auch noch zu authentischen, integren Menschen entwickeln konnten. Aber heutzutage darf ja ein Kind nicht mal mehr einfach nur spielen, sondern wird stundenplanmäßig von Verein zu Verein, von Frühüberforderung zu Frühüberforderung gekarrt. Ich bin überaus dankbar, dass ich noch auf Bäume klettern durfte.
Ich habe den Verdacht, dass wir im Grunde dasselbe bemängeln, lieber Tomkin. Nur, aus unterschiedlichen Gründen, stehen wir auf entgegengesetzten Seiten, was unsere Lebensverhältnisse angeht. Das allein ist ja noch nicht weiter tragisch. Ich kann problemlos akzeptieren, dass Sie sich entschieden haben, wofür Sie sich entschieden haben. Ich denke, umgekehrt ist es nicht anders.
Ich hatte mal eine interessante Diskussion mit einer Freundin über das Kinderkriegen. Sie ist selbst Mutter von fünf Kindern, und dennoch ist mit ihr immer ein fairer Dialog in dieser Sache möglich gewesen. Obwohl sie nicht in Geld schwimmt, und mit den Fünfen schon mal gar nicht, hat sie nie gemault über die zahlreiche Kinderschar oder die "Kinderfeindlichkeit" ihres Umfelds (die sie so einfach nicht sieht). Das zeigt einmal mehr, dass wer Kinder will, tatsächlich auch welche kriegt und es auch hinkriegt. Diese liebe Freundin sagte mir, nachdem ich mit ihr immer mal wieder meine gewollte Kinderlosigkeit, aber auch meine Gedanken zum Thema Kinder und Erziehung allgemein, durchdiskutiert hatte, dass sie sich vorstellen könnte, dass ich eine gute Mutter abgeben würde - gerade wegen dieser Einstellungen. Ich bin kein kinderfeindlicher Mensch. Ich bin mir der immensen Verantwortung bewusst, die das Kinderkriegen mit sich bringt - und deswegen habe ich keine. Das ist meine Art, mich verantwortlich zu verhalten. Aber erklären Sie das mal einem Unionspolitiker.
Mir ist vollauf bewusst, dass Sie nicht halbtags arbeiten könnten - genau darauf wollte ich nämlich hinaus, lieber Tomkin. Sie meinten, es läge nicht an der Lage der Frauen, dass Erziehungsarbeit nicht gewürdigt werde. Ich wollte deutlich machen, dass es das durchaus tut. Denn wenn Frauenarbeit besser bezahlt würde, dann könnten es die Männer sich durchaus auch leisten, ihrerseits mehr Zeit mit der Familie zu verbringen, weil eben ein Netz und doppelter Boden in finanzieller Hinsicht gegeben wäre. Das fände ich wünschenswert.
Natürlich geht es auch nicht um ihren Nordseeurlaub, und es ist sehr bedauerlich, dass Ihr Urlaubsgeld draufgegangen ist für die Heizung (wir, die DINKs, haben übrigens gar nicht erst welches bekommen...). Die Sache mit dem Nordseeurlaub habe ich angeschnitten, um auf (zugegebenermaßen leicht ironische Weise) zu verdeutlichen, dass die Gehälterungleichheit weitaus gravierender ist, als dass es bloß um einen Urlaub ginge.
Ich schätze die Tätigkeit Ihrer Frau übrigens nicht gering. Mir scheint, was das betrifft, sind kinderlose Leute ein bisschen unter Generalverdacht, einfach nur, weil sie sich anders entschieden haben. Ich habe nur angemerkt, dass mich das nicht erfüllen würde. Das ist eine ganz persönliche Aussage und kein pauschales Aburteilen der Tätigkeit Ihrer Frau.
Sie haben natürlich Recht, der Stellenwert der Kinder ist in dieser Gesellschaft nicht so, wie er sein könnte. Mir fallen da aber einige Ungereimtheiten ins Auge. Es wird über Kinder und Familie ungeheuer viel gesprochen und geschrieben, Familienfreundlichkeit ist das Buzzword der Politiker, man streitet sich über pädagogische Konzepte und über die genannten Transferleistungen, Kinder und Familien spielen als Zielgruppe für die Werbung eine ungeheure Rolle... Zugleich ist das Kind als solches lediglich eine Projektionsfläche für Wünsche und Hoffnungen - seine Persönlichkeit steht nicht im Fokus. Es ist zukünftiger Leistungsträger, zukünftiger Rentenzahler, zukünftiger Konsument. Mich stört das auch.
Mich stören dann aber eben auch solche Vorschläge wie die der Herren von der Jungen Union. Ich finde es über die Maßen peinlich, auf die unbestrittene Tatsache, dass der Generationenvertrag nicht mehr funktioniert, mit kosmetischen Ideen wie dieser Strafe zu kommen. Solche Manöver stigmatisieren die, die kinderlos bleiben und degradieren das Kinderkriegen zu einer gesellschaftspolitischen Pflichtveranstaltung - nur dass wir das Kanonenfutter heute nicht mehr für "den Führer", sondern für den Wohlstand liefern würden. Mich erschreckt, auf welche Resonanz solche Ideen stoßen. In den Kommentaren zu dem von Ihnen zitierten Artikel sind viele Stimmen dabei, die eine solche Abgabe befürworten würden.
Damit würden aber Leute belastet, die nicht zwangsläufig besser dran sind als Eltern. Das ist, was mir so auf den Geist geht, dieses Herumgejammere, wie schwer es Eltern doch haben. Mag sein, dass Eltern in der Tat 350.000 Euro für das Kind aufwenden, aber was sagt das denn überhaupt aus? Wohl eher, dass Studiengebühren in diesem Land zu hoch sind, dass Familien viel konsumieren und dass materiell an den Kindern nicht gespart wird. Das ist noch keine Aussage darüber, wie viel oder wenig sich die Eltern dafür vom Munde absparen müssen. Ich möchte mal die Statistik sehen, die tatsächlich gegenüberstellt, wie viel Geld von welcher Gruppe (Kinderlose vs. Eltern) tatsächlich für den vielzitierten Luxus (sprich, unnützen Kram) ausgegeben wird. Das meine ich jetzt nicht ironisch. Wenn Sie sowas an der Hand haben und es tatsächlich beweist, dass Kinderlose genusssüchtiger und Eltern altruistischer eingestellt sind, dann halte ich fürderhin meinen Mund.
Ich sage damit nicht, dass Sie auf hohem Niveau jammern, aber wie gesagt, die Entscheidungsfreiheit für oder gegen Kinder hat doch jeder. Ich frage mich, wie sich da wohl das Kind fühlt, wenn es von seinen Eltern permanent mitbekommt, dass es eigentlich eine Last ist. Es ist schön, wenn sich Leute für Kinder entscheiden, aber weder macht sie das zu besseren Menschen noch diejenigen ohne Kinder zu schlechteren. Mein Schwager und meine Schwägerin sind Eltern von drei Kindern, und sie sind es gern. Sie haben es aber zum Glück auch nicht nötig, darüber zu jammern, wie schwierig für sie alles der Kinder wegen ist. Bei ihnen wie bei uns gibt es gleichermaßen z.B. renovierungsbedürftige Ecken im Haus, die gerade nicht zu machen sind, weil das Geld fehlt. Ebenso habe ich aber auch genügend Elternpaare erlebt, denen es wirklich gut geht und die trotz ihrer Kinder ein - na sagen wir mal - gehobenes Mittelstandsleben ohne nennenswerte Existenzsorgen führen.
Völlig außer Acht gelassen wird in der ganzen Demographie- und Rentendebatte doch die zugrundeliegende Entwicklung im Bezug auf Geburtenkontrolle und die Entscheidungsfreiheit, insbesondere die der Frauen. Ich finde es gut, dass sich eine Frau frei entscheiden kann, ob sie ein Kind bekommt oder nicht. Vor dem Hintergrund muss man aber bedenken, dass das Konzept des Generationenvertrags auf Prä-Pillenknick-Annahmen fußt. "Kinder kriegen die Leute immer" - diese Aussage ist schlicht und ergreifend falsch. Zieht man daraus den Schluss, dass man die Leute nur wieder zum Kinderkriegen zwingen, nötigen oder animieren muss, ist das doch blauäugig. Unser Rentensystem ist menschengemacht, das bedeutet auch, dass man in der Lage sein muss, sich etwas anderes zu überlegen. An Konzepten mangelt es mir da auch, aber dazu - so sollte man meinen - haben wir doch ach so viele kluge Köpfe in der Politik.
Kinderkriegen ist planbar geworden, und ich glaube, daher hat sich die Selbstverständlichkeit, mit der man sie bekommt, weitestgehend erledigt. Das ist so, ob man das nun gut findet oder nicht. Ich persönlich fände es gar nicht so schrecklich, wenn Deutschland schrumpfte. Es ist nicht weiter schlimm, wenn dem ganzen Wachstumswahnsinn mal ein Ende gesetzt würde. Das darf man aber heutzutage nicht mal mehr denken, denn es dreht sich alles nur um die Frage, wer denn dann alles bezahlen soll. Ja, vielleicht brauchen wir ja gar nicht so viel. Wenn wir weniger wären, dann erst recht nicht.
Ich würde es aber begrüßen, wenn wir wieder selbstverständlicher mit Kindern umgehen würden. Das bedeutet aber auch, dass man sich mal überlegen müsste, wie man die Kinder wieder Kinder sein lassen kann, anstatt sie wie rohe Eier zu behandeln oder sie in den Mittelpunkt eines albernen Affentanzes mit Early English, Matschhosen und Fruchtzwergen zu stellen. Ich frage mich ernsthaft, wie Generationen von Kindern ohne all diesen Firlefanz groß werden und sich zum Teil auch noch zu authentischen, integren Menschen entwickeln konnten. Aber heutzutage darf ja ein Kind nicht mal mehr einfach nur spielen, sondern wird stundenplanmäßig von Verein zu Verein, von Frühüberforderung zu Frühüberforderung gekarrt. Ich bin überaus dankbar, dass ich noch auf Bäume klettern durfte.
Ich habe den Verdacht, dass wir im Grunde dasselbe bemängeln, lieber Tomkin. Nur, aus unterschiedlichen Gründen, stehen wir auf entgegengesetzten Seiten, was unsere Lebensverhältnisse angeht. Das allein ist ja noch nicht weiter tragisch. Ich kann problemlos akzeptieren, dass Sie sich entschieden haben, wofür Sie sich entschieden haben. Ich denke, umgekehrt ist es nicht anders.
Ich hatte mal eine interessante Diskussion mit einer Freundin über das Kinderkriegen. Sie ist selbst Mutter von fünf Kindern, und dennoch ist mit ihr immer ein fairer Dialog in dieser Sache möglich gewesen. Obwohl sie nicht in Geld schwimmt, und mit den Fünfen schon mal gar nicht, hat sie nie gemault über die zahlreiche Kinderschar oder die "Kinderfeindlichkeit" ihres Umfelds (die sie so einfach nicht sieht). Das zeigt einmal mehr, dass wer Kinder will, tatsächlich auch welche kriegt und es auch hinkriegt. Diese liebe Freundin sagte mir, nachdem ich mit ihr immer mal wieder meine gewollte Kinderlosigkeit, aber auch meine Gedanken zum Thema Kinder und Erziehung allgemein, durchdiskutiert hatte, dass sie sich vorstellen könnte, dass ich eine gute Mutter abgeben würde - gerade wegen dieser Einstellungen. Ich bin kein kinderfeindlicher Mensch. Ich bin mir der immensen Verantwortung bewusst, die das Kinderkriegen mit sich bringt - und deswegen habe ich keine. Das ist meine Art, mich verantwortlich zu verhalten. Aber erklären Sie das mal einem Unionspolitiker.
tomkin,
Mittwoch, 15. Februar 2012, 19:30
Wenn Sie sowas an der Hand haben und es tatsächlich beweist, dass Kinderlose genusssüchtiger und Eltern altruistischer eingestellt sind, dann halte ich fürderhin meinen Mund. Erstens möchte ich nicht, dass Sie Ihrem Mund halten. Ich disktutiere gerne mit Ihnen. Und zweitens werde ich das wohl nicht tun, weil ich einem angehenden Soziologen ja nicht seine Magisterarbeit streitig machen will :-). Im Ernst, ich würde das niemals behaupten, da es auf diese simple Art und Weise viel zu undifferenziert ausgedrückt wäre. Zum Konsumverhalten deutscher Eltern und Nichteltern prognostiziere ich mal eine Statistik mit den beiden Extremen an den Enden (Altruisten und Verschwender) und einer annähernd gausschen Verteilung in der Mitte. Das soll mal reichen :-).
[...] Ich frage mich, wie sich da wohl das Kind fühlt, wenn es von seinen Eltern permanent mitbekommt, dass es eigentlich eine Last ist. [...] Mein Schwager und meine Schwägerin sind Eltern von drei Kindern, und sie sind es gern. Ich glaube, ich überrasche Sie nicht, wenn ich sage, dass ich ebenso gern Vater bin. Nur die demografische Entwicklung hat uns Eltern heute eine Situation aufgezwungen, die vor ein paar Jahrzehnten noch nicht so kritisch war (Stichwort: Sandwich). Aber genug davon. Ich halte nicht viel von der Debatte, dass man sich Kinder leisten können muss (das habe ich ja in meinem Beitrag schon angedeutet). Denn: [...] Das zeigt einmal mehr, dass wer Kinder will, tatsächlich auch welche kriegt und es auch hinkriegt. [...] So ist es.
Kinderkriegen ist planbar geworden. [...] Wenn wir weniger wären, dann erst recht nicht. Nun, ich glaube nicht, dass diese Frage sich stellt, ob wir zuviele sind. Denn das sind wir nicht, zumindest nicht in Deutschland. Vielmehr stellen sich die Fragen, die sie weiter oben gestellt haben: Ich würde es aber begrüßen, wenn wir wieder selbstverständlicher mit Kindern umgehen würden. Genau das ist es, worauf ich hinauswollte.
Ich bin kein kinderfeindlicher Mensch. Meine Güte, liebe Sturmfrau, das war nicht meine Absicht, Ihnen das zu unterstellen. Wenn ich das wirklich glauben würde, dann würde ich einen anderen Takt mit Ihnen anschlagen :-). Darauf können Sie wetten.
[...] Ich frage mich, wie sich da wohl das Kind fühlt, wenn es von seinen Eltern permanent mitbekommt, dass es eigentlich eine Last ist. [...] Mein Schwager und meine Schwägerin sind Eltern von drei Kindern, und sie sind es gern. Ich glaube, ich überrasche Sie nicht, wenn ich sage, dass ich ebenso gern Vater bin. Nur die demografische Entwicklung hat uns Eltern heute eine Situation aufgezwungen, die vor ein paar Jahrzehnten noch nicht so kritisch war (Stichwort: Sandwich). Aber genug davon. Ich halte nicht viel von der Debatte, dass man sich Kinder leisten können muss (das habe ich ja in meinem Beitrag schon angedeutet). Denn: [...] Das zeigt einmal mehr, dass wer Kinder will, tatsächlich auch welche kriegt und es auch hinkriegt. [...] So ist es.
Kinderkriegen ist planbar geworden. [...] Wenn wir weniger wären, dann erst recht nicht. Nun, ich glaube nicht, dass diese Frage sich stellt, ob wir zuviele sind. Denn das sind wir nicht, zumindest nicht in Deutschland. Vielmehr stellen sich die Fragen, die sie weiter oben gestellt haben: Ich würde es aber begrüßen, wenn wir wieder selbstverständlicher mit Kindern umgehen würden. Genau das ist es, worauf ich hinauswollte.
Ich bin kein kinderfeindlicher Mensch. Meine Güte, liebe Sturmfrau, das war nicht meine Absicht, Ihnen das zu unterstellen. Wenn ich das wirklich glauben würde, dann würde ich einen anderen Takt mit Ihnen anschlagen :-). Darauf können Sie wetten.
ach annemarie,
Samstag, 18. Februar 2012, 21:13
in den 90-ern gingen 2 väter vor das verfassungsgericht um zu erklagen, daß sie entweder mehr rente oder die kinderlosen gar keine rente erhalten.
wir hatten gerade beschlossen, die 5. künstliche befruchtung soll die letzte gewesen sein; es erschien uns unmöglich ein kind so zu erzwingen, ausserdem hatten die ärzte uns belogen über die chancen die wir hatten.
ich bin selten so dermaßen wütend geworden. mit uns waren (und das nur im jahr 1995!) 2 millionen paare in einer solchen behandlung. (damals kamen nur verheiratete paare in den "genuß" derselben....)
ich fragte mich, was wird aus den menschen, die keinen partner finden/gefunden haben?
was wird aus denen, die ein kind empfingen und es gebären musste, obwohl es tot war und/oder keine lebenschance hatte?
was wird aus den menschen, die ihr kind, vielleicht ihr einziges früh verlieren?
was wird aus den menschen wie uns, die es probiert (was für ein wort dafür) haben, es aber nicht zur empfängnis kam?
wer sollte bitte darüber urteilen? ein mensch auf einem stuhl in einem amt, dem ich nachweisen muß mich sehr bemüht zu haben?
wer unterscheidet dann zwischen denen die gewollt kinderlos sind und den anderen?
ein mensch?
ein computer?
es gibt millionen von denen, die ich oben beschrieb.
damit möchte ich nur betonen, daß die ungewollt kinderlosen menschen mehr als eine kleine randgruppe sind.
ich werde mit dem schmerz darum, nicht mutter geworden zu sein, leben und er wird immer in mir sein.
mein gatte verließ mich übrigens um mit einer sehr jungen frau kinder zu bekommen; ich bin dazu zu alt und es gehört für mich die sehnsucht mit einem geliebten menschen eine familie zu gründen unbedingt dazu; ich kann doch nicht ein kind in die welt setzen - um ein kind zu "haben! wir 2 waren nicht kompatibel, aber ich habe die natürliche grenze der empfängnisfähigkeit überschritten, auch das schmerzt sehr.
hui, ich schreibe nie so lange kommentare, aber was die herren von der ju da forderten, das hat die wunde wieder aufgerissen....
wir hatten gerade beschlossen, die 5. künstliche befruchtung soll die letzte gewesen sein; es erschien uns unmöglich ein kind so zu erzwingen, ausserdem hatten die ärzte uns belogen über die chancen die wir hatten.
ich bin selten so dermaßen wütend geworden. mit uns waren (und das nur im jahr 1995!) 2 millionen paare in einer solchen behandlung. (damals kamen nur verheiratete paare in den "genuß" derselben....)
ich fragte mich, was wird aus den menschen, die keinen partner finden/gefunden haben?
was wird aus denen, die ein kind empfingen und es gebären musste, obwohl es tot war und/oder keine lebenschance hatte?
was wird aus den menschen, die ihr kind, vielleicht ihr einziges früh verlieren?
was wird aus den menschen wie uns, die es probiert (was für ein wort dafür) haben, es aber nicht zur empfängnis kam?
wer sollte bitte darüber urteilen? ein mensch auf einem stuhl in einem amt, dem ich nachweisen muß mich sehr bemüht zu haben?
wer unterscheidet dann zwischen denen die gewollt kinderlos sind und den anderen?
ein mensch?
ein computer?
es gibt millionen von denen, die ich oben beschrieb.
damit möchte ich nur betonen, daß die ungewollt kinderlosen menschen mehr als eine kleine randgruppe sind.
ich werde mit dem schmerz darum, nicht mutter geworden zu sein, leben und er wird immer in mir sein.
mein gatte verließ mich übrigens um mit einer sehr jungen frau kinder zu bekommen; ich bin dazu zu alt und es gehört für mich die sehnsucht mit einem geliebten menschen eine familie zu gründen unbedingt dazu; ich kann doch nicht ein kind in die welt setzen - um ein kind zu "haben! wir 2 waren nicht kompatibel, aber ich habe die natürliche grenze der empfängnisfähigkeit überschritten, auch das schmerzt sehr.
hui, ich schreibe nie so lange kommentare, aber was die herren von der ju da forderten, das hat die wunde wieder aufgerissen....
tomkin,
Samstag, 18. Februar 2012, 22:38
Liebe annemarie, ich danke Ihnen für diese offenen Worte.
Genau diese Dinge, die Sie beschreiben, sind der Grund dafür, warum ich dieses unsägliche Gerede - Geld gegen Kinder - für unangebracht halte. Deshalb dieser Beitrag. Ich empfand es als notwendig, dass gerade ich als vierfacher Vater etwas dazu sage.
Ich kenne keinen, der Kinder bekommt, um mehr Rente zu bekommen. Der Wunsch nach Kindern hat andere Gründe. Und gerade deshalb darf keiner auch noch (zusätzlich finanziell) bestraft werden, wenn ihm dieser Wunsch nicht erfüllt wird.
Ich hoffe, Sie lernen zu leben mit Ihrem Schmerz. Sie teilen ihn mit meiner Schwester. Vielleicht ist das ein - wenn auch kleiner - Trost für Sie.
edit: Und noch etwas zur Klage der 2 Väter. Das gab es schon häufiger, nur sind nicht alle bis zum BVG gegangen. Das ist bezeichnend dafür, dass Kinder manchmal für egoistische Interessen der Eltern herhalten müssen.
Genau diese Dinge, die Sie beschreiben, sind der Grund dafür, warum ich dieses unsägliche Gerede - Geld gegen Kinder - für unangebracht halte. Deshalb dieser Beitrag. Ich empfand es als notwendig, dass gerade ich als vierfacher Vater etwas dazu sage.
Ich kenne keinen, der Kinder bekommt, um mehr Rente zu bekommen. Der Wunsch nach Kindern hat andere Gründe. Und gerade deshalb darf keiner auch noch (zusätzlich finanziell) bestraft werden, wenn ihm dieser Wunsch nicht erfüllt wird.
Ich hoffe, Sie lernen zu leben mit Ihrem Schmerz. Sie teilen ihn mit meiner Schwester. Vielleicht ist das ein - wenn auch kleiner - Trost für Sie.
edit: Und noch etwas zur Klage der 2 Väter. Das gab es schon häufiger, nur sind nicht alle bis zum BVG gegangen. Das ist bezeichnend dafür, dass Kinder manchmal für egoistische Interessen der Eltern herhalten müssen.
ach annemarie,
Dienstag, 21. Februar 2012, 09:34
ihren beitrag habe ich ja verstanden, so wie er gemeint war; er spricht mir aus dem herzen.
ich glaube, ich habe meine worte runtergerasselt, weil die diskussion kinder gegen geld aufzurechnen, schon wieder losgeht (dank ju)....und früher schrieb ich leserbriefe, heute kommentare in blogs ;o)
ich kann ganz gut mit der eigenen kinderlosigkeit leben, da ich mit einer gewissen blindheit versehen war. die, daß anfangs mein ex+ich, dann ich ein wunderbares wesen mit großgezogen habe, für das ich familie bin und das für mich familie ist.
sie, die ziehtochter verlor im babyalter ihren vater und wir bildeten für sie und ihre mutter ein "netz", zogen sogar für etliche jahre zusammen.
es dauerte bis ich über den tellerrand "eigenes kind" schaute und - naja, sie kommt nun ganz nach mir; kreativ und liebe zur mathematik. hihi.
ich glaube, ich habe meine worte runtergerasselt, weil die diskussion kinder gegen geld aufzurechnen, schon wieder losgeht (dank ju)....und früher schrieb ich leserbriefe, heute kommentare in blogs ;o)
ich kann ganz gut mit der eigenen kinderlosigkeit leben, da ich mit einer gewissen blindheit versehen war. die, daß anfangs mein ex+ich, dann ich ein wunderbares wesen mit großgezogen habe, für das ich familie bin und das für mich familie ist.
sie, die ziehtochter verlor im babyalter ihren vater und wir bildeten für sie und ihre mutter ein "netz", zogen sogar für etliche jahre zusammen.
es dauerte bis ich über den tellerrand "eigenes kind" schaute und - naja, sie kommt nun ganz nach mir; kreativ und liebe zur mathematik. hihi.
sturmfrau,
Dienstag, 21. Februar 2012, 10:01
Annemarie, ich kann mir gut vorstellen, wie wütend Sie das macht. Ich selbst bin zwar gewollt kinderlos, erlebe aber am Beispiel einer lieben Freundin, wie schmerzhaft es sein kann, wenn sich der eigene Kinderwunsch nicht erfüllen lässt. Auch sie wäre doppelt gestraft, wenn die "Demografie-Abgabe" Wirklichkeit würde - lebte sie denn in Deutschland.
Es gibt einen lesenswerten Artikel in der Wikipedia zum Thema Kinderlosigkeit, und der stellt sehr deutlich dar, wie vielfältig die Gründe sind, aus denen sich Menschen für oder gegen Kinder entscheiden (oder, wie in Ihrem Fall, entscheidet auch manchmal das Schicksal). Dann alle Menschen ohne Kinder über einen Kamm zu scheren und ihnen böswillige, eigensüchtige Reproduktionsverweigerung vorzuwerfen, ist nicht nur ein völliges Unding, sondern für Menschen wie Sie auch noch mal ein Nachtreten in einer ohnehin schon traurigen Situation.
Was die Väter betrifft, die meinten, die Rentenangelegenheiten anderer Leute vor Gericht mitbestimmen zu müssen: Ich staune doch immer, wie sehr das Recht auf eine Rente abhängig gemacht wird vom Nachwuchs der künftigen Empfänger. Mir ist die Natur des Generationenvertrags durchaus bewusst, aber es ist doch auch so, dass Kinderlose in die Rentenversicherung einzahlen. Jeden Monat gehen ihre Beiträge genau so in die Kassen wie die anderer Menschen. Dennoch wird ihnen das Recht abgesprochen, später davon einmal zu profitieren. Das, was wir zur Zeit tun, basiert auf dem Solidarprinzip, und wir, die heute arbeiten, finanzieren das Ruhestandsleben unserer Elterngeneration. Das ist unabdingbar, da wir in dieses System hineingewachsen sind. Wir hätten allerdings mehr davon (rein monetär gesehen), legten wir diesen Obolus auf unsere eigenen Konten. So sind wir aber eine Sandwichgeneration, die im Grunde doppelt leisten muss (so sie es sich denn leisten kann): Wir zahlen die Renten unserer Eltern und tun auch noch gut daran, als private Vorsorge etwas auf die Kante zu legen, weil der Generationenvertrag nun mal nicht funktioniert. Man verließ sich zu sehr auf die adenauerschen Kinder, die angeblich immer kommen, anstatt sich Gedanken zu machen, wie es sonst noch gehen könnte. Und tut damit auch den Kindern heute Unrecht.
Es gibt einen lesenswerten Artikel in der Wikipedia zum Thema Kinderlosigkeit, und der stellt sehr deutlich dar, wie vielfältig die Gründe sind, aus denen sich Menschen für oder gegen Kinder entscheiden (oder, wie in Ihrem Fall, entscheidet auch manchmal das Schicksal). Dann alle Menschen ohne Kinder über einen Kamm zu scheren und ihnen böswillige, eigensüchtige Reproduktionsverweigerung vorzuwerfen, ist nicht nur ein völliges Unding, sondern für Menschen wie Sie auch noch mal ein Nachtreten in einer ohnehin schon traurigen Situation.
Was die Väter betrifft, die meinten, die Rentenangelegenheiten anderer Leute vor Gericht mitbestimmen zu müssen: Ich staune doch immer, wie sehr das Recht auf eine Rente abhängig gemacht wird vom Nachwuchs der künftigen Empfänger. Mir ist die Natur des Generationenvertrags durchaus bewusst, aber es ist doch auch so, dass Kinderlose in die Rentenversicherung einzahlen. Jeden Monat gehen ihre Beiträge genau so in die Kassen wie die anderer Menschen. Dennoch wird ihnen das Recht abgesprochen, später davon einmal zu profitieren. Das, was wir zur Zeit tun, basiert auf dem Solidarprinzip, und wir, die heute arbeiten, finanzieren das Ruhestandsleben unserer Elterngeneration. Das ist unabdingbar, da wir in dieses System hineingewachsen sind. Wir hätten allerdings mehr davon (rein monetär gesehen), legten wir diesen Obolus auf unsere eigenen Konten. So sind wir aber eine Sandwichgeneration, die im Grunde doppelt leisten muss (so sie es sich denn leisten kann): Wir zahlen die Renten unserer Eltern und tun auch noch gut daran, als private Vorsorge etwas auf die Kante zu legen, weil der Generationenvertrag nun mal nicht funktioniert. Man verließ sich zu sehr auf die adenauerschen Kinder, die angeblich immer kommen, anstatt sich Gedanken zu machen, wie es sonst noch gehen könnte. Und tut damit auch den Kindern heute Unrecht.